Wieder ein Badetoter in Sachsen! Lebensretter sehen "Fitnesslücke" durch Corona

Löbnitz - Im Löbnitzer Mühlfeldsee (Nordsachsen) ist am Dienstag ein 67-Jähriger ums Leben gekommen. Es ist bereits der fünfte tödliche Badeunfall in dieser Saison in Sachsen. Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, die Unterschätzung der Gefahren von Seen und eine Corona-Fitnesslücke sieht Sachsens Rettungsschwimmer-Chef Sebastian Knabe (30) als Hauptursachen für solche Tragödien.

Feuerwehr und Rettungsdienst waren am Dienstag schnell vor Ort, doch der vermisste Schwimmer wurde erst nach stundenlanger Suche aufgefunden - tot.
Feuerwehr und Rettungsdienst waren am Dienstag schnell vor Ort, doch der vermisste Schwimmer wurde erst nach stundenlanger Suche aufgefunden - tot.  © Erik-Holm Langhof/LausitzNews

Er war am Nachmittag vom Ufer eines Feriengrundstücks rund 200 Meter zu einer Sandbank geschwommen und hatte seiner Familie noch freudig zugewunken. Doch schon wenig später war von dem Urlauber aus Sachsen-Anhalt nichts mehr zu sehen.

Nachdem die Angehörigen den Notruf gewählt hatten, startete eine groß angelegte Suche mit Rettungstauchern, Hubschraubereinsatz und Sonarboot.

Erst gegen 20.30 Uhr entdeckten Taucher den Mann in der Nähe der Insel leblos am Seegrund. Für den 67-Jährigen kam jede Hilfe zu spät.

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Zwar ist im konkreten Fall die Unglücksursache noch nicht ermittelt, doch Sebastian Knabe kennt als Geschäftsführer der sächsischen DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) die Hauptursachen, die immer wieder zu solchen Tragödien führen.

"ÜAU - Überschätzung, Alkohol, Unterschätzung", sagt er im Gespräch mit TAG24.

Stundenlang hatten Feuerwehrleute, Polizisten und DLRG-Tauscher im Mühlfeldsee nach dem 67-Jährigen gesucht. Erst am Abend wurde seine Leiche gefunden.
Stundenlang hatten Feuerwehrleute, Polizisten und DLRG-Tauscher im Mühlfeldsee nach dem 67-Jährigen gesucht. Erst am Abend wurde seine Leiche gefunden.  © Erik-Holm Langhof/LausitzNews
Rettungskräfte stehen mit den Gerätschaften zur Reanimation am Ufer bereit, hier bei einer Übung. Doch oft können sie bei Badeunfällen nichts mehr für die Betroffenen tun.
Rettungskräfte stehen mit den Gerätschaften zur Reanimation am Ufer bereit, hier bei einer Übung. Doch oft können sie bei Badeunfällen nichts mehr für die Betroffenen tun.  © picture alliance/Geisler-Fotopress
Rettungsschwimmer der DLRG sichern zumeist offizielle Badestrände ab. Die meisten Seen in Sachsen, wie auch der Mühlfeldsee, sind unbewacht.
Rettungsschwimmer der DLRG sichern zumeist offizielle Badestrände ab. Die meisten Seen in Sachsen, wie auch der Mühlfeldsee, sind unbewacht.  © imago/Future Image

Alkohol, mangelnde Fitness und Temperatur: DLRG nennt häufige Bade-Fehler

Sieht in der "Fitnesslücke" durch die coronabedingten Schließungen von Schwimmhallen und Sportstätten ein großes Problem: Sachsens DLRG-Geschäftsführer Sebastian Knabe (30).
Sieht in der "Fitnesslücke" durch die coronabedingten Schließungen von Schwimmhallen und Sportstätten ein großes Problem: Sachsens DLRG-Geschäftsführer Sebastian Knabe (30).  © Daniel Förster

So würden viele Schwimmer ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen. "Nach zwei Jahren Corona mit geschlossenen Sportstätten und Schwimmhallen sehen wir eine allgemeine Fitnesslücke", sagt Knabe.

Wem beim Schwimmen die Kräfte schwinden, der bekomme Krämpfe und gerate schnell in Panik. In die Rückenlage gehen (mehr Auftrieb), zur Ruhe kommen und die Krämpfe ausmassieren, empfiehlt der Experte. Alkohol sorgt auch immer wieder für tödliche Badeunfälle. Knabe: "Alkohol führt zur Überschätzung, mindert zudem die Reaktionsfähigkeit."

Unterschätzt würden hingegen oft die Tücken von Seen. Neben tief abfallenden Einstiegsstellen und Schlingpflanzen sieht Knabe vor allem die unterschiedlichen Temperaturschichten in Seen als Gefahr:

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"Eine kühle Wasserschicht am Unterkörper kann zu einem Temperaturschock mit Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand führen."

Titelfoto: Bildmontage: imago/Future Image, Erik-Holm Langhof/LausitzNews

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