Wie Umfragen und Prognosen die Wahlen beeinflussen können
Dresden - In diesen Tagen klingeln in Sachsen wieder die Telefone heiß. Meinungsforschungsinstitute versuchen wenige Wochen vor der Landtagswahl, die Stimmung im Land zu ergründen und Wahlprognosen zu erstellen. Doch Wahlumfragen sind nicht immer treffsicher, können aber Wahlentscheidungen beeinflussen.
Forsa, Insa, Infratest dimap, Forschungsgruppe Wahlen - die Meinungsforschungsinstitute haben in den Wochen vor der Sachsen-Wahl Hochkonjunktur.
Dabei sind Wahlumfragen keine Vorhersagen über den Ausgang einer Wahl, sondern lediglich ein Stimmungsbild für den jeweiligen Moment.
Zwischen 1000 und 2000 Menschen werden in der Regel für eine Prognose befragt - zumeist am Telefon oder online.
Doch es gibt laut Wahlforschung auch viele Unwägbarkeiten. So beteiligen sich oft weniger Senioren an Online-Befragungen, sind selbst aber eine große Wählergruppe.
Bei Telefon-Befragungen wiederum kommt es immer wieder zu unwahren Antworten, weil sich Befragte beispielsweise nicht zu sagen getrauen, dass sie eine Partei wählen, die öffentlich umstritten ist.
Nicht in Wahlumfragen drin: Viele Wähler entscheiden sich sehr spontan
Außerdem entscheiden sich mehr Wählerinnen und Wähler als früher sehr spontan, weiß Thorsten Faas, politischer Soziologe an der Freien Universität Berlin.
"Viele Menschen sind bis kurz vor dem Wahltag unentschlossen und sagen 'weiß ich noch nicht'." So können Umfrageprognosen teils erheblich von den späteren Ergebnissen abweichen.
Können derlei Prognosen auch Wahlergebnisse beeinflussen? "Wahlumfragen können sehr einflussreich sein", sagt Politologe Faas.
Denn Menschen könnten dadurch dazu bewegt werden, ihr Wahlverhalten anzupassen. Beispiel: Taktische Wähler neigen etwa dazu, bei entsprechenden Prognose-Konstellationen ihr Kreuz nicht bei ihrer bevorzugten Partei, sondern bei einer anderen zu setzen, um nach der Wahl ein bestimmtes Regierungsbündnis zu ermöglichen - oder auch zu verhindern. In der Wahlforschung ist zudem bekannt, dass manche Unentschlossene eher einer Partei ihre Stimme geben, die in Umfragen vorn liegt, um nach der Wahl auf der Siegerseite zu stehen.
Doch auch das Gegenbeispiel gibt es: Menschen, die aus Trotz oder Mitleid für eine Partei stimmen, die in Umfragen zurückliegt. Dabei könne es auch darum gehen, einer Partei über die 5-Prozent-Hürde zu helfen, so Faas.
Titelfoto: Lino Mirgeler/dpa