Wie Sachsen dem Lehrermangel begegnen will
Dresden - Sachsen wird auch in den kommenden Jahren mit einem Lehrermangel zu kämpfen haben. Erst am Ende des Jahrzehntes gibt es mit Blick auf Schüler- und Absolventenzahlen Licht am Ende des Tunnels. Nach einer vom Kultusministerium vorgelegten Prognose werden die Schülerzahlen bis zum Schuljahr 2029/2030 auf gut 450.000 steigen und dann allmählich abflauen.
Im gleichen Schuljahr wird auch erstmals die Zahl der Absolventen des Vorbereitungsdienstes die Anzahl der notwendigen Einstellungen übersteigen.
Damit wären theoretisch mehr Lehrer vorhanden, als Sachsen zur Kompensation von Altersabgängen ausgleichen müsste: 1512 Absolventen stehen nach einer Schätzung dann 1430 notwendigen Einstellungen gegenüber. Kultusminister Christian Piwarz (47, CDU) bleibt angesichts zahlreicher Maßnahmen dennoch vorsichtig optimistisch.
Bei den Grundschulen komme man schon in zwei, drei Jahren aus dem "Tal der Tränen" heraus. Obwohl die Zahl der Einstellungen in den vergangenen Jahren stets höher war als die der Altersabgänge, bleibt ein Mangel bestehen.
Eine Ursache dafür sei der hohe Schülerzuwachs, hieß es. Allein seit dem Schuljahr 2021/2022 seien durch Zuwanderung etwa 13.300 Schüler dazugekommen, darunter rund 10.000 aus der Ukraine. Auch die Zahl inklusiv unterrichteter Schüler wachse und lasse den Bedarf an Lehrkräften steigen.
Etwa 90 Prozent der Lehrer würden vor dem regulären Renteneintritt in den Ruhestand gehen.
Deutlich über ein Drittel der Lehrer in Sachsen arbeiten in Teilzeit
Der Grundbereich - alle Fächer des Lehrplans - ist nach Angaben des Kultusministeriums derzeit zu 85,3 Prozent bei Förderschulen und zu 98,2 Prozent bei Grundschulen abgedeckt.
Deutlich über ein Drittel der Lehrer in Sachsen arbeiten in Teilzeit. Das Ministerium möchte das ändern, um Unterrichtsausfälle zu minimieren. Künftig soll Teilzeit nur noch genehmigt werden, wenn die Pädagogen einen Rechtsanspruch nachweisen können, beispielsweise wenn sie Kinder oder einen Pflegefall in der Familien haben.
Um die Unterrichtsversorgung besser zu gewährleisten, schwebt Piwarz zudem ein Arbeitszeitkontenmodell für Lehrer bis zum Alter von 55 Jahren vor. Eine befristete Erhöhung des Unterrichtskontingents pro Woche könnte für Lehrer finanziell ausgeglichen oder später durch weniger Arbeitszeit "abgebummelt" werden. Ab August ist dazu in Sachsen eine Studie geplant.
Piwarz kann sich aber nicht vorstellen, dass an Schulen künftig Stechuhren Einzug halten. Auch eine Reduzierung der Stundentafel schließt der Minister aus. Bei Gymnasien sei man ohnehin schon an der Mindeststundenzahl angelegt. Vielmehr setzt sich Piwarz dafür ein, das Lehrer aus anderen Ländern schneller ihre Abschlüsse anerkannt bekommen.
Lockangebote und Abwerbeversuche anderer Länder für Lehrkräfte - wie unlängst von Bayern erprobt - sieht Piwarz gelassen. "Jeder kämpft mit seinen Möglichkeiten und Mitteln." Dennoch versuchten alle, solidarisch zu sein und die Regeln einzuhalten.
Titelfoto: dpa/Hauke-Christian Dittrich