Wie läuft es mit den Ukraine-Flüchtlingen auf dem sächsischen Arbeitsmarkt?
Dresden/Chemnitz - Wie stark leidet die sächsische Wirtschaft unter den Folgen des Ukraine-Krieges? 2022 befürchtete man Schlimmes. Nun gibt das ifoInstitut Entwarnung. Die Integration der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in den Arbeitsmarkt bleibt aber eine Herausforderung.
Zu Beginn des Krieges war die Sorge groß, dass bereits durch Corona angeschlagene Unternehmen diese neue Belastung nicht überstehen würden. Viele sahen eine Welle von Insolvenzen anrollen.
"Sie blieb jedoch während der Coronakrise aus, und auch der zweite Schock in Form des Ukraine-Krieges hat bis jetzt keine solche Welle ausgelöst", erklärt Albert Landsberger vom ifo Institut Dresden.
Die Zahl der Gewerbeabmeldungen besitzt in diesem Zusammenhang besondere Bedeutung. Landsberger fasst zusammen: Corona und die aktuellen Krisen haben "keine spürbaren Einschnitte in die Unternehmenslandschaft in Sachsen hinterlassen".
Der Fachkräftemangel zählt gegenwärtig zu den drängendsten Problemen der Wirtschaft und die Firmenlenker sehen Potenziale durch die Integration ukrainischer Flüchtlinge. Allein: Dieser Prozess verläuft schleppend.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer ukrainischen Staatsbürgerschaft lag im März bei 5700.
Ukrainer beenden bald Sprachkurse, danach könnten sie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen
Mehr als 11.000 Ukrainer waren im Mai sachsenweit arbeitslos gemeldet. Fast ebenso viele sind bei der Bundesarbeitsagentur (BA) Sachsen als arbeitssuchend registriert. Die Sprache ist der Schlüssel zu einem Job.
BA-Sprecher Frank Vollgold bleibt optimistisch. Bis Sommer beenden viele weitere Flüchtlinge Integrations- und Sprachkurse. "Dann gilt es, die Qualifikationen der Menschen sichtbar und nutzbar zu machen."
Jobs werden ukrainischen Fachkräften in allen Branchen geboten. Allein die Plattform uajobs.de (entwickelt von der Dresdner Firma pludoni) präsentiert aktuell 110 freie Stellen. Ukrainer arbeiten heute schon im Fahrdienst der Dresdner Verkehrsbetriebe, im Schuldienst (ab nächstem Schuljahr wird Sachsen 160 Lehrerinnen fest einstellen), in der Gastronomie, der Halbleiter- und Textilbranche.
Um Flüchtlinge und potenzielle Arbeitgeber zusammenzubringen, organisieren immer öfter auch Bürgermeister lokale Job-Börsen. In Niesky findet nächste Woche zum zweiten Mal so eine Veranstaltung statt.
Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann (46, parteilos) plädiert in diesem Kontext für Eingliederungshilfen am Arbeitsplatz. "Wir brauchen mehr Formate für praktische Hilfe."
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