Weil er an Vielfalt-Demo teilnahm: Rechtes Kesseltreiben auf Dippoldiswalder Schulleiter
Dippoldiswalde - Auch in Dippoldiswalde gehen inzwischen die Menschen gegen rechts und für Demokratie auf die Straße. An der Demo am vergangenen Sonntag nahm auch der Schulleiter des dortigen "Glückauf"-Gymnasiums, Volker Hegewald (60), teil. Danach brach eine rechte Hasswelle über den angesehenen Dippser herein. Der Schulleiter wehrt sich - und erstattet gleich doppelt Strafanzeige.
Aufgerufen durch das Demokratiebündnis Osterzgebirge setzten rund 350 Bürger unter dem Motto "Zusammen für Vielfalt und Menschlichkeit" auf dem Dippser Marktplatz ein Zeichen gegen Rechtsextremismus. Auch Schulleiter Hegewald demonstrierte.
Seitdem quillt sein digitales Postfach über vor Drohungen und Beleidigungen: "Ich würde meine Schüler indoktrinieren, ich sei ein 'NS-Lehrer'. Solche Anschuldigungen machen mich nicht nur zutiefst traurig. Ich werde dagegen ankämpfen", sagt Hegewald.
Zum Anlass für ihre Anfeindungen nehmen die Hetzer ein Lied, das am Rande der Demo abgespielt wurde. Darin die Zeile "Ich bin Pazifist, doch ich will Querdenker klatschen". Zu Text gehört auch die Zeile: "Immer noch besser, als sie marschieren zu lassen, und mit Naziparolen ein'n auf Spaziergang zu machen ..."
Das Lied der Berliner Hiphop-Kultband "Kafvka" kannte der Schulleiter nicht: "Die Demo ist an dem Wagen vorbeigelaufen, aus dem das Lied zu hören war. Es abzuspielen war instinktlos und provokativ", so Hegewald.
Gegen rechts und gegen links: Schulleiter erstattet Doppel-Anzeige
Daher hat der Schulleiter nicht nur gegen den Rechtsextremisten und Pirnas "Freie Sachsen"-Chef Max Schreiber (36) Anzeige erstattet. Sondern auch gegen den Demo-Veranstalter, weil der dieses Lied geduldet hatte. Der auf "TikTok" oder YouTube zigtausendfach abgerufene Song stößt immer wieder auf Irritation.
Allerdings: Ein Verfahren wegen des Liedes gegen die Veranstalter einer Demo im erzkonservativen Augsburg wurde 2022 vom Gericht eingestellt.
Hegewald ist auch CDU-Fraktionsmitglied im Osterzgebirge, wohnt in Pirna, ging selbst in Dipps zur Schule. Dort ist er seit 1992 angestellt und seit 2004 Schulleiter. Dippoldiswalde nennt er seine zweite Heimat.
"Ich möchte, dass meine Schüler mit linken und rechten Positionen argumentieren und dadurch Streitkultur lernen. Aber hier muss ich Stopp sagen und mich schützen", so der Pädagoge.
Titelfoto: Egbert Kamprath