Weihnachtsgeld in Sachsen: Wer bekommt wie viel? Arbeitgeber packen aus!
Dresden - Gehören Ihr auch zu den Glücklichen? Fast 86 Prozent der Tarifbeschäftigten in Deutschland erhalten in diesem Jahr Weihnachtsgeld. Doch bei der Höhe der Sonderzahlungen gibt es riesige Unterschiede. Je nach Branche erhalten dabei ausgerechnet Angestellte mit Niedriglöhnen am seltensten Weihnachtsgeld. Wir haben mal auf die Lohnzettel der größten und kleinsten Arbeitgebern des Landes geschaut: Wer zahlt wie viel Weihnachtsgeld?
Elbe Flugzeugwerke: "Wir zahlen das Weihnachtsgeld im November neben Urlaubsgeld im Sommer laut Flächentarifvertrag der IG Metall aus", sagt Sprecherin Anke Lemke (53). "Der Betrag steigt mit der Betriebszugehörigkeit stufenweise nach bestimmten Arbeitsjahren an." Die Elbe Flugzeugwerke sind mit über 2000 Angestellten der größte Industriebetrieb mit Hauptsitz in Sachsen.
VW: "Volkswagen Sachsen zahlt seinen Beschäftigten im Freistaat auf Basis eines Tarifabkommens ein anteiliges 13. Monatseinkommen im November", sagt Christian Sommer, Leiter Kommunikation von Volkswagen Sachsen.
Robotron: "Unsere über 480 Mitarbeiter erhalten ein halbes Monatsbruttogehalt als Weihnachtsgeld", sagt Solveig Surner (50), Personalchefin von Robotron Dresden.
Das Geld landet im Dezember auf dem Konto, denn "im Dezember kommt der Weihnachtsmann".
Und die kleineren Unternehmen?
Konsum Dresden: "Wir zahlen Mitarbeitern und Auszubildenden Weihnachtsgeld, das nach Entgeltgruppe festgelegt und am 30. November fällig ist. Der Anspruch besteht nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit", sagt Personalleiterin Daniela Neyraud.
Miniwelt, Lichtenstein: Auch die 15 Angestellten der derzeit geschlossenen Miniwelt, die aktuell die Miniaturen einhausen und Exponate winterfest machen, können sich über Weihnachtsgeld freuen. "Trotz Inflation und gestiegener Mehrkosten sind es uns die Mitarbeiter wert, ihnen Weihnachtsgeld zu zahlen", sagt Geschäftsführer Sebastian Schmitt (35). Wie viel jeder bekommt, will er nicht verraten. Die Summe wird vor dem Weihnachtsfest gezahlt. Wiedereröffnung zum Saisonstart ist am Gründonnerstag 2024.
Pärchenklub "Avantgarde", Plauen (Jößnitzer Str. 106): Sogar Swingerklub-Chef Alfred Hollfelder (79) zahlt seinen zwei festen Angestellten zwischen "100 und 300 Euro Weihnachtsgeld": "Freiberufler bekommen als kleines Präsent ein Gläschen Sekt spendiert."
Na dann, Prost!
Öffentlicher Dienst bei den Stadtverwaltungen Sachsens
Stadtverwaltung Chemnitz: "Weihnachtsgeld im engeren Sinn wird in der Stadtverwaltung Chemnitz nicht gezahlt", sagt Kathrin Neumann von der Pressestelle. "Auf tarifvertraglicher Grundlage erhalten die Beschäftigten mit dem Novemberentgelt eine sogenannte Jahressonderzahlung. Diese beträgt - in Abhängigkeit von der Entgeltgruppe - 52 bis 85 Prozent eines Monatsentgeltes und ist an keine Bedingungen geknüpft."
Beamte erhalten mangels gesetzlicher Grundlage keine Sonderzahlung. Aktuell sind in der Stadtverwaltung Chemnitz 4386 Bedienstete vertraglich gebunden, darunter 374 Beamte.
Stadtverwaltung Dresden: Auch die 6156 Tarifbeschäftigten der Landeshauptstadt bekommen Weihnachtsgeld nach dem "Tarifvertrag Öffentlicher Dienst besonderer Teil Verwaltung" (TVöD BT-V). "Danach haben Beschäftigte, die am 1. Dezember im Arbeitsverhältnis stehen, einen Anspruch auf eine Jahressonderzahlung", sagt Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (53, CDU). "Die Jahressonderzahlung wird mit dem Entgelt für November ausgezahlt."
Stadtverwaltung Leipzig: Die Stadt Leipzig spendiert einem Teil ihrer rund 9000 Angestellten zusätzlich zur gesetzlich geregelten Jahressonderzahlung im November ein Leistungsentgelt im Dezember. "Die Verteilung dieses tariflich festgelegten Budgets erfolgt entsprechend einer städtischen Dienstvereinbarung. Demnach erhalten die Beschäftigten einen einmaligen Pauschalbetrag in Höhe von etwa 20 Prozent eines Monatsentgeltes", sagt Franziska Schneider von der Pressestelle.
In diesem Jahr haben Personalrat und Personalamt rund 1000 Einzelprämien bestätigt.
Bei vielen Kliniken sieht's eng aus
Weil die Finanzlage in vielen Krankenhäuser angespannter als befürchtet ist, können fast zwei Drittel der deutschen Kliniken kein Weihnachtsgeld für ihre eigenen Angestellten aufbringen.
Laut Herbstumfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sind 60 Prozent der Krankenhäuser nicht mehr in der Lage, die tariflich vereinbarten Weihnachtsgelder für die eigenen Beschäftigten aus den normalen Betriebseinnahmen zu bezahlen. Die Kliniken benötigen für die Auszahlung der Weihnachtsgelder Zuschüsse.
Anders beim Uniklinikum Dresden. "Unser Haustarifvertrag beinhaltet eine Jahressonderzahlung für das nicht-ärztliche Personal in Höhe von 55 Prozent des Brutto-Tabellenentgeltes, für Auszubildende in Höhe von 85 Prozent", sagt Bärbel Kristina Behr, Direktorin Human Resources am Uniklinikum.
Das Weihnachtsgeld kam im November zur Auszahlung und gilt für alle im Tarif eingruppierten Mitarbeitenden. Behr: "Es ist nicht an Bedingungen geknüpft."
Und was sagt der Deutsche Gewerkschaftsbund? Drei Fragen an den DGB-Chef
Hat eigentlich jeder Arbeitnehmer ein Recht darauf?
"Ein gesetzlicher Anspruch auf Weihnachtsgeld besteht nicht - sei denn, aus geübter Praxis heraus wurde über Jahre hinweg bereits Weihnachtsgeld gezahlt", sagt Sachsens DGB-Vorsitzender Markus Schlimbach (57). "Es gibt kein Gesetz, das regelt, wer Sonderzahlungen erhält und wie hoch diese ausfallen. Häufig sind die Sonderzahlungen von den Gewerkschaften gemeinsam mit den Beschäftigten erkämpft und in Tarifverträgen geregelt."
Das bedeutet, Beschäftigte mit Tarifvertrag haben eine deutlich höhere Chance, Weihnachtsgeld zu erhalten?
Schlimbach: "77 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag bekommen Weihnachtsgeld. Ohne Tarifvertrag nur 42 Prozent. Das zeigt: Tarifvertrag lohnt sich."
Wie viele Beschäftigte arbeiten überhaupt in Unternehmen mit Tarifvertrag?
Schlimbach: "Nur 42 Prozent der Beschäftigten in Sachsen arbeiten in Unternehmen mit Tarifvertrag. Damit liegt Sachsen bei der Tarifbindung bundesweit auf dem letzten Platz. Die Beschäftigten ohne Tarifvertrag sind also doppelt gekniffen. Niedrigere Löhne und geringe Chancen auf Weihnachtsgeld."
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