Wegen zu hoher Energiekosten: Traditionslokal schließt nach 200 Jahren
Freital - Kaum eine Branche hat die Corona-Krise so hart getroffen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe. Während etliche Gastronomen noch mit den Folgen zu kämpfen haben, trifft sie jetzt auch noch die Energiekrise. Die Preisexplosion macht auch vor Traditionshäusern nicht halt.
Nach zwei Jahrhunderten Gäste-Bewirtung gehen jetzt auch in der Rabenauer Mühle in Sachsen die Lichter aus, die Betreiberfamilie gibt nach 36 Jahren auf.
Die Mühle im Rabenauer Grund wurde 1235 erstmals erwähnt, besitzt seit 1830 Schankrecht und ist eines der beliebtesten Ziele im Wandergebiet des Osterzgebirges.
Doch Ende Oktober schließt das Hotel (3 Sterne Superior, 21 Zimmer) mit Restaurant (60 Plätze) und Biergarten.
"Es tut weh. Wir haben das Haus nach der Wende aus Ruinen aufgebaut, auch das Hochwasser 2002 überstanden", sagt Gastwirt Frank Schumann (64).
Mit seiner Frau Annett (63) hatte er schon 1986 in der damaligen HO-Gaststätte gearbeitet, die Mühle 1992 gekauft und mit Herzblut restauriert und ausgebaut.
Nach Corona: Gas-Rechnung versetzt Traditionsbetrieb den Todesstoß
Nachdem er mit seinem Team (7 Mitarbeiter) auch mittels Kurzarbeitergeld und verkürzten Öffnungszeiten noch durch die Corona-Krise gekommen war, versetzte die jüngste Gas-Rechnung dem Traditionsbetrieb jetzt den Todesstoß:
"Die monatlichen Abschläge steigen von 874 Euro auf 1839 Euro, werden dann im November nochmals erhöht", so Schumann. "Und da ist noch nicht mal die Umlage eingerechnet. Eine Verdreifachung der Kosten allein für Gas können wir mit den anderen Belastungen nicht mehr stemmen."
Denn auch die Preise für Lebensmittel, Zulieferer und Mitarbeiter sind in diesem Jahr enorm gestiegen. Er könne das jedoch nicht auf die Gäste umlegen.
"Und die werden ja auch selbst von der Kostenexplosion getroffen, werden weniger kommen", ist Annett Schumann überzeugt. Nun ziehe man den Ruhestand notgedrungen vor. Sohn Bert (39) will nur das gegenüberliegende SB-Restaurant weiterbetreiben.
Was nun aus dem Traditionsbetrieb werden soll, ist unklar. Er steht zum Verkauf, ein Käufer oder Nachfolger ist (bislang) nicht in Sicht.
Titelfoto: Ove Landgraf