Weg von Öl und Gas: BMW setzt in Sachsen auf "grünen" Wasserstoff
Leipzig - Deutschland will unabhängig von russischem Öl und Gas werden. Eine Alternative, auf die besonders Sachsen setzt, ist Wasserstoff. Wie das in der Praxis aussehen kann, ist im Leipziger BMW-Werk zu erleben. Hier kommt man der Vision der "Dekarbonisierung" am nächsten.
Im BMW-Verbund gilt der Standort Leipzig schon lange als "grünes Werk". Das hat nicht nur damit zu tun, dass hier der vollelektrische i3 hergestellt wird – sondern wie hier produziert wird.
Schon 2013 begann der Autobauer mit dem Aufbau einer Wasserstoff-Logistikflotte. Der gehören inzwischen 121 wasserstoffbetriebene Stapler und Schlepper an, mit denen Autoteile an die Montagebänder gefahren werden.
Bis zum Jahresende sollen es 150 sein, wie Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (48, Grüne) am Mittwoch von Werksleiterin Petra Peterhänsel (55) erfuhr.
Auch die Lackiererei – der energieintensivste Bereich der Autoproduktion – soll nach und nach auf Öko-Energie umgestellt werden. Aktuell befindet sich für die Oberflächenlackierung ein Wasserstoff-Brenner im Probebetrieb.
Auf dem Werksgelände gibt es vier Wasserstoff-Tankstellen. Gezapft wird ausschließlich "Grüner Wasserstoff", wie das Management versichert.
Heißt: Der für die Herstellung des Wasserstoffs durch Elektrolyse erforderliche Strom stammt ausschließlich aus erneuerbaren Energien.
BMW plant überwiegend klimaneutrale Produktion
Der Bau von Wasserstoff-Autos ist in Leipzig hingegen nicht geplant. Die Energiebilanz der Wasserstoff-Brennzellen ist einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung zufolge zu schlecht für den Einsatz im Massenmarkt. Denn bei dieser Antriebsart kommt nur ein Viertel der Ausgangsenergie tatsächlich beim Antrieb an.
Bis 2030 will BMW 80 Prozent seiner Produktion klimaneutral machen, perspektivisch sogar ganz CO2-frei Autos bauen.
Übrigens: Den Strombedarf für die i3-Produktion deckt das Leipziger Werk bereits jetzt mit seinen vier Windrädern ab. Seit 2017 gibt es zudem eine Speicherfarm aus Hunderten ausgedienten i3-Batterien, die überschüssige Energie der Windräder für Flautentage bunkert.
Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers