Was sind Corona-Inzidenzen überhaupt noch wert? Experte schwört auf Abwasser-Untersuchung
Dresden - Im Westen steigen die Neuinfektionen mit dem Coronavirus in vielen Regionen rapide. In Sachsen gehen die Werte seit Mitte vergangener Woche wieder zurück. Dafür steigt ein anderer Indikator dramatisch. Ist das jetzt die Herbstwelle?
Regelmäßig untersucht Michael Albrecht (71) das Abwasser am zentralen Zulauf des Klärwerks in Dresden-Kaditz.
Im Fokus: die Virenlast. "Damit lässt sich das Infektionsgeschehen in der Stadt umfassend überwachen", sagt der medizinische Vorstand des Universitätsklinikums Dresden (UKD).
Proben nimmt er auch in Annaberg-Buchholz, Chemnitz-Heinersdorf, Elsterberg, Morgenröthe-Rautenkranz und Plauen.
Höchste Werte seit dem Frühjahr
Albrecht hat so das Infektionsgeschehen von insgesamt 1.065.100 Personen auf dem Schirm. "Die aktuellen Zahlen sind in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen", sagt Albrecht - die höchsten Werte seit dem Frühjahr.
Bis Mitte vergangener Woche stiegen auch die Neuinfektionen. Seitdem fällt der Wert wieder, aktuell liegt die Wocheninzidenz laut Robert Koch-Institut bei 466,3 (Deutschland: 599,2).
Spitzenwerte bei der Virenlast im Abwasser und vergleichsweise niedrige Werte bei den Inzidenzen?
"Die Inzidenzen haben ja immer was damit zu tun, wie getestet wird", so Albrecht diese Woche im MDR. Darauf gebe er nichts mehr.
Der Experte hält Abwasserwerte und Bettenbelegung für aussagekräftiger als die Corona-Inzidenz
Michael Albrecht hält es nicht für seriös, von einer Corona-Welle zu sprechen
Aussagekräftiger sind die Abwasserwerte und die Bettenbelegung.
Mitte vergangener Woche lagen auf den Intensivstationen sächsischer Kliniken etwa 80 Personen. Nur ganz wenige wegen, mit Corona einige mehr. "Die Menschen kommen wegen anderer Symptome zu uns."
Deshalb hält Albrecht es nicht für seriös, von einer Corona-Welle zu sprechen.
Solange die Omicron-Variante vorherrscht, sieht er auch keine Gefahr, dass die Krankenhäuser durch Covid-Kranke an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.
Die Maskenpflicht soll bleiben
Spätestens im Januar ist mit einer Influenza-Welle zu rechnen. Die Symptome von Corona- und Grippe-Kranken werden sich dann kaum noch unterscheiden, prophezeit Albrecht.
Aber: "Covid ist keine Infektionserkrankung wie ein normaler Schnupfen."
Die Maskenpflicht im Gesundheitswesen oder auch in Bussen und Bahnen hält er deshalb nach wie vor für sinnvoll.
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