Wandel zu Elektroautos: Wie steht es um die Zulieferbetriebe?
Zwickau/Leipzig - Den Wandel hin zu Elektroautos haben die mitteldeutschen Zulieferbetriebe nach Experteneinschätzung bisher gut gemeistert.
Vor einigen Jahren habe es in der Branche noch sehr viel Unsicherheit gegeben und seien etliche Insolvenzen befürchtet worden, sagte der Geschäftsführer des Automotive Cluster Ostdeutschland, Jens Katzek, der Deutschen Presse-Agentur.
"Die Zulieferer haben die Zeit sehr gut genutzt, um sich auf die Transformation vorzubereiten."
Unmut gebe es aber, weil die Politik mitten in der Transformation immer neue Vorgaben mache. Als Beispiel nannte Katzek das Lieferkettengesetz und Pläne für die neue Euro-7-Abgasnorm ab 2025.
"Das ist letztlich eine Verbotspolitik für den Verbrenner."
"Die Politik sollte nicht immer neu draufsatteln", mahnte Katzek. Denn die Unternehmen hätten neben dem Umbruch zur Elektromobilität bereits an anderen Stellen zusätzliche Belastungen infolge der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine zu schultern.
Ankündigung der Schließung von GKN Driveline sorgte für Aufsehen
Für Aufsehen hat jüngst die Ankündigung von GKN Driveline gesorgt, sein Werk mit 835 Mitarbeitern in Zwickau schließen zu wollen. Dort werden Gelenkwellen für Autos hergestellt. Begründet wurde die Entscheidung mit einer zurückgehenden Auslastung und sinkenden Preisen.
Die Gewerkschaft IG Metall wirft dem Unternehmen dagegen vor, mit EU-Förderung ein neues Werk in Ungarn zu bauen und die Produktion dorthin zu verlagern, um mehr Gewinn zu erzielen. Vergangene Woche waren die Beschäftigten in einen Streik getreten und haben so einen Sozialtarifvertrag mit hohen Abfindungen erstritten.
Auch Katzek sieht die Entscheidung von GKN weniger der Transformation in der Automobilbranche geschuldet. Bei einem solchen Schritt gehe es eher um Gewinnmaximierung und der Erschließung neuer Märkte. Der Verband der Automobilindustrie hatte jüngst mit Verweis auf eine Umfrage bei Autozulieferern mitgeteilt, dass fast neun von zehn Unternehmen Deutschland bei Energiekosten, Arbeitskräften und Steuerbelastungen international für nicht wettbewerbsfähig halten. 28 Prozent wollten deswegen Investitionen ins Ausland verlagern.
Der Wandel hin zur Elektromobilität habe derweil auch dazu geführt, dass sich in Mitteldeutschland Zulieferbetriebe neu angesiedelt haben, betonte Katzek. Das betreffe etwa die Batteriezellfertigung. Als Beispiele nannte der Experte CATL im thüringischen Arnstadt und Dräxlmaier in Leipzig. Zudem hätten Autohersteller wie BMW in Leipzig in diesem Bereich selbst zusätzliche Produktion aufgebaut.
Titelfoto: Sina Schuldt/dpa