Waldbrand in der Sächsischen Schweiz: Lage trotz kleiner Erfolge weiter kritisch
Dresden - Der Waldbrand in der Böhmischen und Sächsischen Schweiz ist noch immer nicht unter Kontrolle. Der am Sonntag auf tschechischer Seite ausgebrochene Großbrand in der Nähe des bei Touristen beliebten Prebischtors im Nationalpark Böhmische Schweiz griff am Montag auch auf Gebiete der Sächsischen Schweiz über.
Daher löste das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Dienstagmorgen sogar Katastrophenalarm für Bad Schandau aus, wie ein Sprecher des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte. Zuvor war am Montag bereits eine Vorstufe zum Katastrophenalarm für die Gemeinden Sebnitz und Bad Schandau ausgelöst worden.
Im Laufe des Dienstages hatte sich die Zahl der Einsatzstellen rund um den Großen Winterberg von drei auf fünf erhöht. Am Abend waren drei davon unter Kontrolle, während sich auf den verbleibenden zwei Stellen das Feuer weiter ausbreite.
Das Feuer erstreckt sich mittlerweile über rund 250 Hektar. Die Löscharbeiten, die laut Sprecher Hanspeter Mayr "noch Tage andauern" werden, werden durch die besondere Topografie und die komplizierte Beschaffung von Löschwasser (unter anderem aus der Elbe und der Kirnitzsch) erschwert, weswegen die Lage weiterhin angespannt ist.
Derzeit sind laut einer Mitteilung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 400 Feuerwehrleute und Kräfte der Bundes- und Landespolizei vor Ort. Zur Brandbekämpfung seien auch zwei Wasserwerfer mit jeweils 10.000 Litern Fassungsvermögen und zwei Hubschrauber im Einsatz, die unter anderem von der Elbe mit Wasser versorgt werden.
Wälder dürfen ab sofort nicht mehr betreten werden
Am Nachmittag erhielten die beiden Hubschrauber der Landes- und Bundespolizei Unterstützung von drei Lösch-Helikoptern der Bundeswehr.
Am Dienstagnachmittag teilte das Landratsamt schließlich mit, dass die Wälder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bis auf Weiteres nicht mehr betreten werden dürfen. Es bestehe Gefahr für Leib und Seele.
Ausnahmen gelten unter anderem für Waldbesitzer, Jäger, Anwohner und Waldarbeiter. Sobald sich die Wetterlage umstellt, wird die Allgemeinverfügung widerrufen werden.
Bereits am Montag rief der Tourismusverband der Sächsischen Schweiz auf Instagram dazu auf, "unbedingt den Bereich Winterberg, Kipphorn, Frienstein und Hřensko weiträumig zu meiden" und das betroffene Gebiet des Nationalparks bestenfalls zu verlassen.
Aufruf des Tourismusverbands der Sächsischen Schweiz
Mitteilung der Feuerwehr Dresden zum Rauchgeruch auf Twitter
Mit Regen ist bis Freitag nicht zu rechnen
"Unser großes Problem ist der Wind", erklärte ein Sprecher des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit Blick auf die Ausbreitung des Feuers.
Allerdings könnte das Wetter den Einsatzkräften bei der Bekämpfung des Waldbrandes am Dienstag in die Hände spielen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) gibt es keine beträchtlichen Winde in der Region, die das Feuer neu entfachen könnten. Es wehe nur eine schwache Böe aus Nordwest. Mit Regen ist in dem Gebiet bis Freitag aber wohl nicht zu rechnen.
Der sächsischen Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne) bezeichnete die aktuelle Waldbrandsaison in Sachsen derweil als "verheerend". "Dieser Waldbrand ist eine Tragödie für die Region und für alle Menschen, die vom Tourismus leben ... Wir erleben hier die Folgen der Klimakrise mit Dürre, Hitze und ausgetrockneten Wäldern".
Auch Landrat Michael Geisler (62, CDU) war am Dienstagnachmittag im Brandgebiet, informierte über die Situation und sprach sich dankbar gegenüber allen Rettungskräften, den Mitgliedern des THW, den Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie den Einsatzkräften aus Nachbarlandkreisen aus.
"Ich hoffe, dass das Feuer mit der Hilfe aller eingedämmt werden kann", so Geisler.
Dresdner beklagen sich erneut über Brandgeruch
Am Dienstagabend gegen 18 Uhr beklagten sich erste Dresdner erneut über den üblen Geruch in der Luft. Höchstwahrscheinlich zieht dieser von der sächsisch-brandenburgischen Grenze in Richtung Landeshauptstadt.
Der unangenehme Rauch war bereits am Montagabend und in der Nacht bis nach Dresden zu riechen und verhinderte bei zahlreichen Einwohnern der Landeshauptstadt die dringend benötigten Lüftungsmaßnahmen trotz hoher Temperaturen. Daran änderten auch vereinzelte Regenschauer wenig.
"Der Brandgeruch des Einsatzes in der Böhmischen Schweiz ist auch in dieser Nacht wieder ins Elbtal unterwegs", erklärte die Dresdner Feuerwehr am Montagabend auf Twitter.
Auch am Sonntag hatte der vom Südostwind durch das Elbtal getragene Qualmgestank bereits für eine hohe Feinstaubbelastung in der Region gesorgt. So lag diese laut dem Landesumweltamt im Süden Dresdens am Montagmorgen bei rund 3,6 Mikrogramm Ruß je Kubikmeter Luft und war damit dreimal so hoch wie üblich.
Inzwischen haben sich auch bei der tschechischen Feuerwehr zahlreiche Menschen über Brandgeruch beklagt, wie die Behörde auf Twitter mitteilte. Besonders aus Liberec, Pardubice und der Hauptstadt Prag seien am Dienstagmorgen viele Anrufe bei den Kameraden eingegangen.
Je nach Windlage könnte die Belastung noch größer werden, denn auch in Brandenburg südlich von Rehfeld im Landkreis Elbe-Elster wütet ein Feuer auf einer Fläche von rund 100 Hektar, wie der Landkreis am Montag mitteilte. Der Brand sei als Großschadenslage eingestuft worden, besonders betroffen sei die Region Kölsa-Siedlung in der Stadt Falkenberg (Elster).
Die Lage in Tschechien spitzt sich zu: Hundert Menschen evakuiert
Auf tschechischer Seite spitzt sich die Lage dramatisch zu. So mussten am Dienstagabend laut CT24 etwa hundert Einwohner aus Vysoke Lipa bei Hrensko evakuiert werden – da die Gefahr bestünde, dass das Feuer das Dorf von zwei Seiten treffen würde.
Der Chef des Feuerwehr- und Rettungsdienstes, Vladimír Vlček, gab bekannt, dass das aktuelle Hauptziel darin bestünde, die Ausbreitung der Flammen nach Nordosten zu verhindern.
Derzeit sind insgesamt 400 Kameraden der Feuerwehr auf einer Fläche von 800 Hektarn in sieben Sektionen aufgeteilt. Zudem helfen zwei Flugzeuge und vier Helikopter bei der Bekämpfung gegen die Flammen.
Bereits am Dienstagmorgen haben viele Einwohner der Gemeinde Hrensko ihre Häuser verlassen müssen. Auch im Ort Mezna (deutsch: Stimmersdorf) gingen mehrere Gebäude in Flammen auf. Verletzt wurde bisher niemand.
Zudem hat die örtliche Polizei die Ermittlungen bezüglich des Brandes aufgenommen. "Wir untersuchen den Fall auch unter dem Gesichtspunkt eines fahrlässigen Verbrechens", bestätigte Sprecher Daniel Vítek gegenüber CT24.
Originalmeldung von 7.48 Uhr, zuletzt aktualisiert 22.14 Uhr.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa