Vor Cannabis-Zulassung: Polizei prüft neuartigen "Drogentest" im Verkehr
Leipzig/Dresden - Am heutigen Freitag will der Bundestag über die Freigabe von Cannabis entscheiden. Die sächsische Polizei rechnet mit einer erhöhten Anzahl von Fahrten unter Einfluss der Droge - auf Kosten der Verkehrssicherheit. Eine Antwort darauf wäre die "Qualifizierte Fahrtüchtigkeitsprüfung" QFP. Noch zögert das Innenministerium.
Verkehrskontrolle, Fahrzeugpapiere und Führerschein, bitte! Bei Zweifeln an der Fahrtüchtigkeit des Fahrzeuglenkers muss der eine Linie entlanggehen oder auf einem Bein stehen. Künftig soll das im Standardverfahren QFP anhand einer Checkliste ablaufen.
In den 70er-Jahren in den USA entwickelt, wird QFP in Hamburg, Niedersachsen und Hessen heute standardmäßig angewandt.
Großen Nutzen könnte QFP im Hinblick auf die zu erwartende Freigabe von Cannabis entfalten, sagt Michael Fengler (42) von der Polizeidirektion Leipzig.
"Drogenschnell- und Atemalkoholvortests sind nur ein Indikator", so Fengler. Und die Auswertung eines Bluttests ist am Kontrollort nicht möglich. Mit QFP könnten Beamte Anzeichen für Drogenkonsum vor Ort besser erkennen, so Fengler.
Positive Erfahrungen - doch Innenministerium will warten
Er weiß, wovon er spricht. Der Polizeirat ist Projektleiter eines seit knapp zwei Jahren laufenden QFP-Pilotprojekts.
Schon am ersten Kontrolltag konnten die Beamten acht Fahrern Alkoholeinfluss nachweisen, 48 hatten Betäubungsmittel eingenommen, 961 Fahrzeuge und 699 Personen wurden kontrolliert. Bei vier Personen wurde ein offener Haftbefehl festgestellt. Insgesamt wurden 256 Ordnungswidrigkeiten aufgenommen.
Seither wurden die Ergebnisse in vielen weiteren Kontrollen erhärtet.
Trotz der positiven Erfahrungen will das Innenministerium vor einer sachsenweiten Einführung den Abschlussbericht abwarten, wie es in der Antwort auf eine TAG24-Anfrage heißt. Der soll noch in der ersten Jahreshälfte fertiggestellt werden.
Die Freigabe von Cannabis - und das ist kein Scherz - ist allerdings schon zum 1. April geplant.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/Fabian Sommer, Thomas Staudt