Vom Chef freigestellt: Jenny wird von der Bankerin zur Nationalpark-Retterin
Bad Schandau - Waldbrände und immer wieder aufflammende Glutnester beschäftigen in der Sächsischen Schweiz nach wie vor Hunderte Feuerwehrleute.
Frauen und Männer kämpfen mit vollem Einsatz gegen die Gefahr. Viele wachsen dabei als über sich hinaus - so auch Jenny Michel (22) aus Porschdorf.
Die Bankkauffrau war zwei Wochen mit der Freiwilligen Feuerwehr ihres Heimatortes im Einsatz im Gebirge, wurde von ihrem Chef dafür freigestellt.
Lest hier, was sie erlebt hat und erfahrt, wie sich die aktuelle Lage vor Ort gestaltet.
Kollegen staunen nicht schlecht
"Freiwillige Feuerwehr ist bei uns so ein Familiending. Mein Vater und meine Mutter gehören seit Ewigkeiten der Wehr an. Meine Schwester und ich sind von kleinauf dabei. In der Kinderfeuerwehr haben wir angefangen", erinnert sich Jenny Michel.
Heute füllt sie mit Leib und Seele das Ehrenamt in der FFW Porschdorf aus. "Wir sind eine tolle Truppe. Am meisten schätze ich die Kameradschaft in der Wehr", schwärmt sie.
Es liegt ihr fern, viel Aufheben um ihr Engagement zu machen. Kein Wunder, dass ihre Kollegen in der Volksbank Pirna staunten, als sie vor knapp drei Wochen bei ihrem Arbeitgeber um eine Freistellung bat, um bei der Bekämpfung des Waldbrandes in der hinteren Sächsischen Schweiz mithelfen zu können.
"Ich habe in der Bank gelernt und bin heute dort Servicemitarbeiterin. Nur wenige wussten bis dato, dass ich bei der Freiwilligen Feuerwehr bin", sagt sie.
Vater und Schwester im Einsatz mit dabei
Obwohl Urlaubszeit ist, traf Jenny Michel auf Verständnis und Unterstützung bei ihren Kollegen. Binnen eines Tages wurde im Team eine Vertretungslösung gefunden. Am Tag darauf, dem 27. Juli, stellte sich die junge Feuerwehrfrau zum Dienst.
Sie berichtet: "Unsere Freiwillige Feuerwehr wurde zur Brandbekämpfung an der Kipphornaussicht eingeteilt."
Tagtäglich rückte sie die folgenden knapp zwei Wochen mit etwa 15 Kameraden ihrer Wehr - darunter auch ihr Vater und ihre Schwester - aus. Die Porschdorfer Floriansjünger kämpften gegen das Feuer am Frienstein und an der oberen Affensteinpromenade (in Richtung Kleiner Winterberg).
"Wir rückten täglich zwischen 14 und 16 Stunden aus ins Gebirge. Wir haben den erhitzten Waldboden abgelöscht und mit Hacken den Boden aufgelockert, damit Niederschläge in die Erde eindringen können. Dabei sind wir oft in unwegsamen und steil abfallenden Gelände unterwegs gewesen und durch Seile entsprechend gesichert worden", so Michel.
Pendel der Emotionen schlägt weit aus
Für die junge Frau war's der erste große Waldbrand-Einsatz. Obwohl sie hoch motiviert und trainiert die Aufgabe anging, führte sie dieser brandgefährliche Job so manches Mal an ihre Grenzen.
"Mit der Hitze hatte ich weniger Probleme. Es zehrt allerdings mächtig an den Kräften, wenn man lange an einem schrägen Hang gestanden und einen C-Schlauch geführt hat, der mit hohem Druck Wasser zum Löschen bereitsteht."
Das Pendel ihrer Emotionen schlug bei diesem Einsatz auch weit aus. Jenny Michel: "Es tat unendlich gut zu erleben, wie uns wildfremde Menschen unterstützt, geholfen und gedankt haben. So bekamen wir zum Beispiel Socken, kühle Getränke, Snacks geschenkt. Dieser Zuspruch beflügelte uns in unserem Tun."
Wut steigt hingegen in ihr auf, wenn sie an jene Leute denkt, die in diesen Tagen gedankenlos im Wald Zigaretten rauchen, Lagerfeuer machen oder Grillpartys feiern: "Wie können Menschen nur so rücksichtslos sein? Ihre Ignoranz gefährdet die Natur, das Leben von Tieren und Menschen!"
Titelfoto: Bildmontage: DPA/Robert Michael/Marko Förster