Vierergruppe sorgt mit rassistischen Kostümen bei Faschingsumzug in Sachsen für Aufregung
Bad Schandau - Die Karnevalszeit ist in vollem Gange. Auch in Sachsen wird getanzt und gefeiert. Doch zwischen dem bunten Faschingszug in Bad Schandau sorgte eine Vierergruppe für Kritik.
Schwarz angemalte Gesichter und Hände, Afro-Perücken, grellrote, übergroße Lippen und afrikanisch anmutende Kleidung. Dazu Wagen mit gepackten Koffern und ein Mann mit einem Schild mit den Worten "Die lange Schlange aus der Savanne" - eine Anspielung auf afrikanische Flüchtlinge.
In diesen geschmacklosen Aufmachungen zogen vier Teilnehmer des Faschingsumzuges am Sonntag gemeinsam mit etwa 400 anderen Karnevalisten durch die sächsische Kleinstadt. Ein schwarz-geschminkter Mann im Coca-Cola-Shirt verteilte zudem Schokoküsse an die Zuschauer – die Süßigkeit wurde bis 2005 als "Negerkuss" bezeichnet.
Es scheint mittlerweile Tradition für den Faschingsumzug in Bad Schandau zu sein, mit derart geschmacklosen Aktionen für Aufmerksamkeit zu sorgen. Denn was diese Gruppe offenbar als lustig empfand, ist nichts anderes als purer Rassismus.
Blackfacing gilt bereits seit Langem als rassistisch. Wie die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus erklärt, behandelt das "Gesichtsschwärzen" die Identität und Erfahrungen schwarzer Menschen als Kostüm. Etwas, das man an- und wieder ausziehen kann, wann immer es einem beliebt.
Dazu kommt, dass sich die Praktik verachtender Stereotype bedient und so Vorurteile verfestigt und Erfahrungen mit Ausgrenzung ignoriert. Alles, um das eigene Vergnügen in den Vordergrund zu stellen.
Karnevalisten in Bad Schandau ernten Kritik: "Fasching tritt nicht nach unten"
Auf einem Video des Umzugs, welches auf der Plattform X geteilt wurde, ist zu sehen, wie ein Mann aus der Gruppe die Schokoküsse verteilt. Von Abneigung oder Schock ist jedoch im Publikum wenig zu sehen. Anders sieht die Resonanz an vielen anderen Stellen aus.
"Karneval darf die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Wenn aber wie hier Millionen Menschen unter Nutzung rassistischer Stereotype herabgewürdigt werden, hört der Spaß auf", sagte Linke-Fraktionschef Rico Gebhardt (60) am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Bei einigen Teilnehmern des Umzugs scheine "die Lust an menschenfeindlicher Provokation" zu überwiegen. "Daraus sollten die Verantwortlichen vor Ort endlich Lehren ziehen."
"Billigster Rassismus und zur Schau gestellte Menschenfeindlichkeit sind einfach nur abstoßend. Wir erleben hier, wie die Saat, die AfD & Co gesät haben, aufgeht", meinte SPD-Chef Henning Homann (44): "Ich liebe den Fasching. Er dient auch dazu, den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten. Aber Fasching tritt nicht nach unten. Offenbar haben manche jeden Anstand, jeden restlichen Funken an Respekt gegenüber anderen Menschen verloren."
Die Landtagsabgeordnete Ines Kummer (61, Grüne) betonte: "Die Vorfälle auf dem Karnevalsumzug in Bad Schandau sind völlig daneben. Blackfacing hat nichts mit legitimer politischer Meinungsäußerung zu tun, sondern ist Rassismus." Leider komme es hier zum wiederholten Male zu einer klaren Grenzüberschreitung.
"Die eigentlich schöne Tradition des Karnevals in unserer Region wird durch solche Aktionen beschädigt."
Auch "Annalena Baerbock-Köstum" sorgt für Aufregung
Neben der rassistischen "Verkleidung" ließ auch eine andere Gruppe wenig Raum für Interpretation. Die als Ratten verkleideten Karnevalisten zogen neben einem als Außenministerin Annalena Baerbock (43) Kostümierten durch die Stadt.
Auf ihren Bäuchen standen die Namen von Parteien und TV-Sendern, auf dem Umzugswagen ein Plakat mit dem Satz: "Annalena träumt vom grünen Leben, doch nur die Ratten an ihrem Leimtopf kleben."
In den vergangenen Jahren gerieten die Bad Schandauer Karnevalisten immer wieder mit geschmacklosen, veralteten oder schlichtweg diskriminierenden "Kostümen" in die Schlagzeilen.
Im vergangenen Jahr tanzte eine Gruppe um einen gefesselten Regenbogen-Mann an einem Marterpfahl, während Winnetou auf einer "Asyl-Ranch" feierte.
Erstmeldung: 12.11 Uhr, Aktualisiert: 13.19 Uhr.
Titelfoto: Daniel Förster