Verkehrsversuch in Sachsen: Piktogramme und Tempo-Reduzierung sollen Radweg-Bau ersetzen

Bad Schandau - Zwischen Bad Schandau und Sebnitz wird eine kostengünstige Alternative zum teuren Radwegebau getestet. Aber das sächsische Pilotprojekt stößt bei Anwohnern auf Widerstand. Auch die Bürgermeister sehen das auf zwei Jahre angelegte Interim nur als Notlösung. Funktionieren könnte es dennoch.

Solche Piktogramme werden bisher vor allem innerhalb von Städten und Gemeinden zur Kennzeichnung von Radwegen genutzt. Jetzt gibt es sie auch auf der S 154 zwischen Bad Schandau und Altendorf.  © Norbert Neumann

Statt eines Radwegs soll das Pilotprojekt AlRad für mehr Sicherheit auf den 2,7 Kilometern der verbindenden S 154 zwischen Bad Schandau und Altendorf sorgen. "Dialogdisplays zeigen den Autofahrern die Richt- und die tatsächliche Geschwindigkeit an", sagt Tim Zimmermann (37) von der landeseigenen LISt Gesellschaft für Verkehrswesen, die den Piloten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums realisiert hat.

Zudem wurde die Geschwindigkeit reduziert - Tempo 70 auf den Geraden, 50 in den Kurven. Piktogramme auf dem Asphalt und Hinweisschilder mit dem korrekten Überholabstand weisen auf den Radverkehr hin. Eine mit 40.000 Euro kostengünstige Lösung.

Dennoch gibt es Widerstand. Die Anwohner des Zauchenwegs, über den die Streckenführung verläuft, fürchten einen Radfahrer nach dem anderen, wenn die Strecke angenommen wird. Mit der Ruhe ist es dann vorbei.

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"Wir wollen eigentlich einen durchgehenden Radweg", sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Ketzschmar (46, parteilos). Auch sein Bad Schandauer Amtskollege Thomas Kunack (46, WV Tourismus) hätte es lieber gesehen, wenn der jetzt als Pilotprojekt umgesetzte Abschnitt wenigstens als Radweg geplant worden wäre.

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Der Sebnitzer OB Ronald Kretzschmar (parteilos, l.) und sein Bad Schandauer Amtskollege Thomas Kunack (WV Tourismus, beide 46) hätten es lieber gesehen, wenn ein regulärer Radweg realisiert worden wäre.  © Norbert Neumann
Nicht nur Autos, auch Radfahrer sollen auf dem Streckenabschnitt weitgehend gleichberechtigt fahren. Motto: miteinander statt gegeneinander.  © Norbert Neumann
Tim Zimmermann (37) von LISt hat sich gemeinsam mit dem Projektteam die Alternative zu einem gebauten Radweg ausgedacht.

Sachsen ist bundesweit Schlusslicht beim Radwegebau

Hinweisschilder weisen auf den richtigen Überholabstand zu Fahrrädern hin.  © Norbert Neumann

Und nun? "Wir werden in den nächsten zwei Jahren messen, ob sich die Situation verbessert", sagt Zimmermann. Kriterien sind vor allem ein steigender Radverkehr und die Annahme der runtergesetzten Geschwindigkeit durch Pkws und Lkws.

Aber selbst, wenn das Pilotprojekt nicht den gewünschten Erfolg bringt, könnte es schon in absehbarer Zeit auf weiteren Strecken ausprobiert werden. "Wir planen gerade den Versuch im Lockwitzgrund zwischen Kreischa und Dresden", sagt Mario Bause (62) vom Verkehrsministerium.

Sachsen ist bundesweit Schlusslicht beim Radwegebau und hängt den eigenen Plänen hinterher. 1400 Kilometer Radwege sind nach den Plänen im Freistaat ungebaut. Schuld sind lange Planungs- und Genehmigungszeiten - und die fehlende Finanzierung. Für dieses Jahr hat die Staatsregierung rund 7 Millionen Euro für den Radwegebau an Staatsstraßen eingeplant, der Bund noch einmal 5 Mio. Euro für die Bundesstraßen.

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Das reicht nicht weit. Ein Kilometer Radweg kostet im Mittel schon rund 600.000 Euro.

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