Verdacht der Vetternwirtschaft: Polizeigewerkschaften fordern Wöllers Kopf
Dresden - Die zwei größten Polizeigewerkschaften in Sachsen fordern den Rücktritt von Innenminister Roland Wöller (51, CDU). Hintergrund ist eine umstrittene Job-Vergabe an der sächsischen Polizeihochschule in Rothenburg.
Seit März ist Manja Hußner (47) kommissarische Kanzlerin (Verwaltungs-Chefin) der Polizeihochschule. Zeitgleich wurde der Job eine Gehaltsstufe höher eingruppiert als zuvor.
Brisant an der Personalie ist, dass es sich bei Hußner um eine Freundin von Wöllers Gattin Corinna (48) handelt, die zuvor an der Universität Halle mit internationalen Beziehungen, allerdings nicht mit polizeilichen Dingen befasst war.
Während Wöller den Vorwurf der Vetternwirtschaft am Donnerstag zurückwies und von einem "Auswahlverfahren nach Eignung, Leistung und Befähigung" sprach, zeigten ihm beide Polizeigewerkschaften die Rote Karte.
"Der Innenminister ist für niemanden in der Polizei mehr ein Vorbild", sagte DPolG-Landes-Chefin Cathleen Martin (48). Obwohl es klare Richtlinien und Regeln gebe, befördere Wöller offenbar Bekannte ins Ministerium.
"Man muss sich fragen, ob der Innenminister noch an der richtigen Stelle sitzt"
Ähnlich äußerte sich GdP-Chef Hagen Husgen (57):
"Wir sind verärgert darüber, wie es in der Polizei läuft, was die Personalentscheidungen angeht. Das nimmt in letzter Zeit überhand. Das ist ein Beigeschmack nach dem anderen."
Die Gewerkschaften würden bei Personalentscheidungen nicht ins Boot geholt.
"Man muss sich fragen, ob der Innenminister noch an der richtigen Stelle sitzt. Aus unserer Sicht ist das nicht mehr der Fall."
Apropos Polizeihochschule: Die will nach eigenen Angaben das bizarre Aufnahmeritual beim Leipziger MEK, bei dem ein Neuling von Kameraden mit Farbmunition beschossen wurde, zum Lehrthema machen - in den Fächern Berufsethik und Führungslehre ...
Titelfoto: Montage: Polizei Sachsen, Norbert Neumann, Christian Suhrbier