Unwetter-Katastrophe jetzt auch in Sächsischer Schweiz und Oberlausitz
Bad Schandau/Neukirch/Zwickau - Das Unwetter erreichte am Samstag auch Sachsen. In weiten Teilen des Freistaats ist die Lage nach Dauer- und Starkregen chaotisch.
Bis zu 110 Liter je Quadratmeter gingen am gestrigen Samstag im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nieder. Das brachte vor allem kleinere Flüsse zum Übertreten, was heftige Folgen hatte.
Die Polenz (höchste Alarmstufe) und Kirnitzsch sowie der Lachsbach fluteten nicht nur angrenzende Straßen. Sie breiteten sich bis in den Ortskern Bad Schandaus aus. Die Kleinstädte Neustadt, Sebnitz, Bad Schandau, Reinhardtsdorf-Schöna und Gohrisch waren zumindest teilweise nicht mehr erreichbar.
Das Landeshochwasserzentrum spricht gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) von einem "extremen Wasserstandsanstieg".
Anwohner der Orte in der Sächsischen Schweiz waren teils vorbereitet, teils überrascht worden. Manche legten Sandsäcke vor Haustüren, verriegelten die Fenster. Andere konnten nur noch zusehen, wie das Wasser anstieg.
So auch die Betreiber der Kirnitzschtalbahn. Sie stellten den historischen Zug an der Kirnitzschtalklinik ab, hofften vermutlich das Beste. Doch die Wassermassen erreichten die gelben Waggons. Ob es Schäden gibt, kann erst am heutigen Sonntag untersucht werden. Laut Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) fallen momentan alle Fahrten aus.
Polizei: "Keine Verletzten"
Am Sonntagvormittag fasste die Dresdner Polizeidirektion das Einsatzgeschehen knapp zusammen: Die Beamten waren vor allem in der Region um Sebnitz gefordert. 21 Einsätze wurden verzeichnet.
Schwerpunkte im Geschehen waren überspülte Straßen, Schlamm- und Steinlawinen auf Fahrbahnen, geparkte Fahrzeuge in Gefahrenbereichen, notwendige Evakuierung von Personen aus gefährdeten Objekten.
Die gute Nachricht aus dem Revierbereich: "Verletzte Personen wurden nicht bekannt", teilten die Beamten mit.
Bad Schandau geflutet, Zugreisende in Sächsischer Schweiz gestrandet
Auswirkungen hatte das Unwetter auch auf den internationalen Zugverkehr der Deutschen Bahn: Die Strecke von Prag über Dresden nach Berlin und Hamburg wurde in der Sächsischen Schweiz gesperrt. Nach Überschwemmungen kam es entlang der Gleise zu einem Erdrutsch.
Wie die Bahn mitteilte, würden die Fernzüge zurückgehalten werden.
Zu Schäden an den Fahrzeugen kam es nach derzeitigem Kenntnisstand nicht. Alle Züge konnten rechtzeitig vor dem verwüsteten Streckenabschnitt stoppen.
Dies hatte jedoch zur Folge, dass einige Hundert Reisende in Bad Schandau strandeten, während der Ort immer weiter überflutet wurde.
Und auch der VVO musste eingreifen: Die S-Bahnen der Linie S1 enden zurzeit bereits in Bad Schandau. Die Weiterfahrt nach Schöna mit Stopps in Krippen und Schmilka entfällt.
Ersatzverkehre lassen sich zurzeit aufgrund der Straßenverhältnisse nicht einrichten.
Heftiger Unwetter in der Lausitz und dem Landkreis Zwickau
Nach dem Gewitter und Starkregen waren auch zahlreiche Straßen und Keller in Oberlungwitz in Westsachsen geflutet. Dort fielen Regenmengen von etwa 40 Litern je Quadratmeter.
In der Region wurden auch zwei Bundesstraßen und ein Supermarkt überflutet.
Die Feuerwehr musste zudem ein Hausdach sichern, nachdem dort ein Blitz einschlug und einen enormen Schaden hinterließ.
Ähnlich war die Lage auch in Ostsachsen. Im Landkreis Bautzen flutete etwa die Wesenitz zahlreiche Straßen und Grundstücke.
Anwohner waren zuvor dazu aufgerufen worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Deutsche Wetterdienst gab eine Warnung vor schweren Gewittern der Stufe 3 von 4 aus.
Das THW war bis in die späten Abendstunden im Einsatz, um Keller leer zu pumpen. Eine pflegebedürftige Person musste aus ihrem Haus gerettet werden.
Ebenfalls erreichte die Lausitzer Neiße in Zittau die Warnstufe 4 und überschritt diese sogar.
Update, 11.55 Uhr: Entwarnung an Nebenflüssen der Oberen Elbe
Das Landeshochwasserzentrum hat Entwarnung gegeben. "Mit dem Nachlassen der Niederschläge ab den Nachtstunden beruhigte sich die Lage, und die Wasserführung in den Fließgewässern fiel deutlich", hieß es in einer Mitteilung.
Eine Alarmstufe wurde nur noch für die Wesenitz in Bischofswerda ausgegeben. Dort stand in der vergangenen Nacht die Fluss-Brühe noch bis ins Stadtzentrum. Jetzt herrscht die Warnstufe 1.
Die Wasserstände von Kirnitzsch und Lachsbach fielen inzwischen deutlich.
In der Sächsischen Schweiz laufen indes die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Vor allem müssten zur Stunde umgekippte Bäume weggeschafft und Straßen von Schlamm und Geröll befreit werden.
Die internationale Fernverkehrs-Bahnstrecke ist weiterhin dicht. Auch im Regionalverkehr geht noch nichts zwischen Bad Schandau und Tschechien.
Titelfoto: Montage: xcitepress (2), Marko Förster