Unglaubliche Todesserie erschüttert ein ganzes Dorf in Sachsen: "Es ist wie verflucht"

Großschirma - Es waren erschütternde Bilder. Vergangenen Sonntag starben zwei Motorradfahrer bei einem Unfall auf der nebligen Staatsstraße zwischen Wilsdruff und Nossen. Die Spur der toten Biker führt in ein kleines Dorf in Sachsen 20 Kilometer vom Unfallort entfernt. Ein Dorf, das vom Schicksal gezeichnet scheint.

Bei Nebel und mit erhöhter Geschwindigkeit kollidierte das Ehepaar bei Wilsdruff mit einem Kleintransporter. Jede Hilfe kam zu spät.  © Roland Halkasch

Kleinvoigtsberg, eine 260-Seelen-Gemeinde bei Freiberg. Erst vor fünf Jahren war das Ehepaar - er 38, sie 36 - aus Freital in den Ort gezogen, berichten Nachbarn. Die gemeinsame Leidenschaft fürs Motorradfahren wurde ihnen nun zum Verhängnis.

Anwohner stehen betroffen auf der Straße, unterhalten sich. "Wir sind alle fassungslos", erklärt der eine. "Es ist wie verflucht, aber wir müssen zusammenstehen", sagt der andere. Beide deuten auf das Haus des Bürgermeisters von Großschirma, der Muttergemeinde.

Doch Rolf Weigand (40, AfD) will sich nicht zum Leiden seiner Nachbarn äußern, reagiert auf Anfragen nicht.

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In Kleinvoigtsberg kennt man sich. Das ganze Dorf trauert aufgrund einer schier unglaublichen Todesserie.  © Norbert Neumann

Alle Feierlichkeiten im Ort wurden dieses Jahr abgesagt

Eine Kerze, die von Anwohnern auf das Feld gestellt worden ist, erinnert an den Jungen, der während der Kartoffelernte ums Leben kam.  © Maik Börner

Der tragische Unfalltod des Ehepaars ist nicht der erste Schicksalsschlag, den das Dorf verkraften muss. Erst vor drei Wochen erschütterte ein unfassbarer Zwischenfall die Gemeinde.

Während der Kartoffelernte stürzte ein Nachbarsjunge plötzlich vom Traktor eines Landwirts. Vor den Augen der Angehörigen wurde der Junge von der Erntemaschine erfasst, verstarb im Krankenhaus.

Trauer, Fassungslosigkeit und Bestürzung zeichnen seitdem den Alltag. Ein einziger Albtraum. Ein Landwirt bringt mit seinem Traktor Heu zu den Kühen, fährt weiter zum Stall. Der 41-Jährige grüßt zuerst seine weinenden Nachbarn, schluchzt dann ebenfalls unter Tränen: "Ich habe den Jungen überfahren. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll."

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Das Haus von Günter Dombrowski (74) steht zwischen den Häusern des verstorbenen Kindes und des Ehepaars, das beim Motorradunfall ums Leben kam. Der rüstige Senior sucht nach Worten: "Ihren Hund hat der Bruder der Frau geholt. Das geht uns allen sehr an die Substanz, alle Feierlichkeiten im Ort wurden dieses Jahr abgesagt."

Im Ortsverein suche man "nach Wegen, um zu trauern".

Günter Dombrowski (74) ist im Ortsverein. Auch der rüstige Senior sucht nach Wegen, wie man im Dorf mit den erschütternden Todesfällen umgehen soll.  © Norbert Neumann

Eine Gemeinde im Schatten tragischer Ereignisse

Ein kleiner Junge und ein Ehepaar sind innerhalb kurzer Zeit bei schrecklichen Unfällen verstorben.  © Norbert Neumann

Denn auch zwei aufsehenerregende Suizide erschütterten jüngst die mittelsächsische Gemeinde.

Im Dezember 2022 verloren die Bewohner ihren damaligen Hausarzt. Mit nur 40 Jahren wurde der ägyptischstämmige Allgemeinmediziner leblos in seiner Praxis aufgefunden, das Drama hatte die ganze Region erschüttert.

Und der langjährige, beliebte Bürgermeister Volkmar Schreiter (†62) wurde im Oktober 2023 leblos in seiner Wohnung gefunden. Auch hier wurde Fremdeinwirkung ausgeschlossen.

Erst vergangenen Sonnabend, wenige Stunden vor dem tödlichen Motorradunfall, wurde der kleine Junge aus Kleinvoigtsberg beerdigt. "Der Bürgermeister hielt die Trauerrede", berichtet Dombrowski. Überhaupt zeigt die Kirchgemeinde Offenheit und Verständnis. "Wenn die Angehörigen einen Gottesdienst wünschen, wird dieser möglich sein", erklärt Hiltrud Anacker (55), Chefin des Kirchenbezirks Freiberg.

Auch Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker könnten angesprochen werden, um mit diesen schrecklichen Ereignissen umzugehen.

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