Tierfotografin will Seeadler fotografieren: Als sie sieht, was dieser Wolf macht, ist sie sprachlos
Königswartha - Für gewöhnlich fressen Wölfe wild lebende Huftiere wie Rehe und Wildschweine, wenn es sich anbietet, auch mal Weide-Schafe. In Sachsen wurde jetzt erstmals ein Wolf beobachtet, der seine Speisekarte erweitert hat: Bei Königswartha (Landkreis Bautzen) stieg Isegrim in ein Gewässer, bediente sich an dicken Fischen - mehrere Tage lang!
Eisvogel, Fuchs-Welpen, Wendehals: Hobby-Tierfotografin Carola Schimmel (60) aus Dresden-Cossebaude hat schon einige seltene Beobachtungen machen dürfen. Doch was sie kürzlich an einem Teich erlebte (und fotografierte), war auch für sie kurios!
"Ich lag früh bis abends gut versteckt am Ufer auf der Lauer, wollte eigentlich Seeadler fotografieren. Am Mittag bemerkte ich, wie ein Wolf aus dem Schilf hervorkam, durchs Wasser schwamm", berichtet sie. "Plötzlich hatte er einen Karpfen im Maul, ließ es sich schmecken. Er fraß dann einen nach dem anderen, sicher fünf bis sechs Stück. Und am Nachmittag kam er wieder, bediente sich erneut."
An drei aufeinanderfolgenden Tagen kam der Wolf mittags sowie nachmittags zum großen Fressen an den Teich.
"Die Fische schwammen ihm quasi ins Maul"
Laut Schimmel war es an diesen Sommertagen relativ heiß gewesen, sodass sich die Fische wegen der geringen Sauerstoffsättigung im Wasser recht träge nahe der Oberfläche aufhielten.
"Der Wolf hatte erkannt, wie einfach er hier an Beute kommt. Die Fische schwammen ihm quasi ins Maul." Als es in den nächsten Tagen regnete und wieder kühler wurde, waren die Fische wieder agiler und Isegrim nicht mehr gesehen.
Auch Sachsens Behörden kannten so ein Verhalten von Wölfen im Freistaat noch nicht.
"Fisch-Risse wurden uns noch keine gemeldet", sagt Karin Bernhardt (61) vom zuständigen Landesamt für Umwelt. "Hat ein Wolf gelernt, Fische zu erbeuten, ist es denkbar, dass er diese in sein Nahrungsportfolio aufnimmt. Als Massenphänomen dürfte ein solches Verhalten jedoch eher unwahrscheinlich sein, Einzelfälle sind jedoch nicht auszuschließen."
Laut Sächsischem Naturschutzgesetz ist sogar eine Entschädigung für betroffene Teich-Pächter denkbar.
Titelfoto: Carola Schimmel