Rätselhafter Anstieg: Immer mehr Unfall-Flüchtige auf Sachsens Straßen unterwegs
Dresden - Kratzer, Dellen, abgefahrene Spiegel: Die Zahl der "Flüchtigen" auf Sachsens Straßen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Immer mehr Unfallverursacher verlassen den Tatort, ohne sich zu melden. Eine Erklärung hat die Polizei nicht.
Nach der neuen Verkehrsunfallstatistik (VKU) registrierten sächsische Polizeibeamte im vergangenen Jahr insgesamt 23.165 Unfallfluchten. Das entspricht einer Zunahme um 4,3 Prozent. Im Jahr zuvor waren es fast tausend Fälle weniger (22.216).
Den Höchststand der vergangenen Jahre bei Unfallflucht markiert das Jahr 2019 mit 23.444 Fällen. Immerhin 7882-mal war die Polizei bei der Aufklärung erfolgreich.
Der Paragraf 142 im Strafgesetzbuch definiert Unfallflucht als "unerlaubtes Entfernen vom Unfallort" und als Straftat. Wer erwischt wird, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen - was selten vorkommt - oder mit einer Geldstrafe.
Faustregel: Bei Schäden bis 1300 Euro wird im Allgemeinen ein Bußgeld in Höhe eines Monatsgehalts fällig. Auch möglich: zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von bis zu drei Monaten. Ist der Schaden größer, ist der Führerschein weg und es gibt drei Punkte.
Kleine hat auch keine Erklärung
Für Polizeiinspekteur Petric Kleine (61) ist das Spektrum der Motivation für Fahrerflucht sehr unterschiedlich: Manche fahren betrunken, andere ohne eine entsprechende Versicherung und versuchen, durch Unfallflucht mit einem blauen Auge davonzukommen.
Einen Erklärungsansatz, warum der Anstieg im vergangenen Jahr so deutlich ausfiel, hat auch Kleine nicht. Nach der aktuellen Regelung müssen Unfallverursacher auf den Unfallgegner oder auf die Polizei warten.
"Hier könnte eine Online-Meldestelle oder die Möglichkeit, den Unfall digital per App zu melden, sowohl Autofahrer als auch die Polizei entlasten", sagt Anja Käfer-Rohrbach (50) vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Eine Bagatellisierung und Herabstufung von Unfallflucht zur Ordnungswidrigkeit - wie jüngst diskutiert - lehnt der Verband ab.
Titelfoto: Bildmontage: xcitepress/Thomas Baier, Thomas Türpe