Er hat sie alle: Sachsens skurrilste Schmalspurbahn-Unfälle!
Sachsen - Am Wochenende krachte die Lok der Lößnitzgrundbahn mit einem VW Golf zusammen - dessen Fahrer hatte die Bahn wohl übersehen. Derlei Unfälle auf dem sächsischen Schmalspur-Netz (galt einst als das größte seiner Art!) sind zwar selten, aber es gibt sie. Entgleisungen, Rangierunfälle, Zusammenstöße - all das gab es schon in der mehr als 140-jährigen Geschichte dieser Bahnen. Der Nossener Museologe Peter Wunderwald (59) kennt sie alle. Seinen Fundus goss er jetzt in zwei Bände.
TAG24 erhielt exklusive Einblicke in die spannendsten Fälle!
Peter Wunderwald wurde 1964 in Nossen geboren. Seine Schmalspurliebe entfachte früh, wuchs Wunderwald doch an der Bahnstrecke Freital-Wilsdruff auf.
Der endgültige Groschen fiel als Jugendlicher, als er die Geschichte von Elfriede Krieger hörte - eine geborene Wunderwald, über Ecken mit ihm verwandt. Nach dem Studium gründete er 1987 seinen eigenen Verlag. "Abenteuerlich!", wie er heute sagt. Denn zu DDR-Zeiten schrieb die Zensurbehörde mit.
Inzwischen hat er 35 Bücher veröffentlicht. "Man wird nicht reich damit", räumt Wunderwald ein. Doch seine Augen strahlen, wenn er über seine neuen Bände spricht.
Tod in der Kurve
Es war der schwerste Unfall auf der Strecke Klingenberg-Colmnitz: Am 26. November 1931 versagten die Bremsen der hier bereits umgekippten Lok.
Der Güterzug, wahrscheinlich mit Steinen aus dem Falkenberger Steinbruch beladen, fuhr zu schnell in den Gleisbogen und entgleiste. Führer und Heizer kamen bei dem Unglück ums Leben.
Mist-Dieb ohne Durchblick
30. August 1988: Ein unachtsamer Traktorfahrer bretterte samt Anhänger voll Mist über den Kemmlitzer Bahnübergang - und übersah die aus Oschatz einfahrende Schmalspurbahn.
Wie sich später herausstellte, hatte der Bauer nicht nur den Mist einer nahe gelegenen LPG geklaut. Der Fahrer war auch noch betrunken.
Huckepack-Unfall
Eine mit Güterwaggons beladene Schmalspurbahn verunglückte am 14. April 1933 entlang der Weißeritz, als sie zu schnell in die stumpfe Kurve fuhr.
Der Rollwagen im "Huckepack-Verkehr" entgleiste. Die Bergungsarbeiten oberhalb des Bahnhofes Rabenau dauerten Wochen.
Lok gegen Schulbus I
Lehrerin Elfriede Krieger war Mitte 50, als sie mit den Klassen 1 bis 4 der Zöblitzer Grundschule einen Ausflug nach Dresden unternahm. Mit den 30 Kindern hatte sie eigentlich einen schönen Tag.
Doch am Abend des 13. Juli 1965 stand die Sonne tief über der Fernverkehrsstraße 173. So übersah der Busfahrer die anfahrende Bahn in Kesselsdorf. Krieger warf sich noch schützend vor ein Kind - und starb.
Lok gegen Schulbus II
Unglücksstrecke Oschatz-Kemmlitz: Der 22. Januar 1988 sollte die letzte Fahrt der Lok 99566 werden.
Am Bahnübergang Breite Straße in Oschatz fuhr ein leerer Schulbus in die Lok. Der Fahrer hatte "einfach getrieft. Das passiert leider oft", so Bahnexperte Wunderwald. Alle Beteiligten kamen mit dem Schrecken davon.
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, Tino Eisenkolb/Wunderwald Bahnbücher/PR, Feuerwehr Freital/Wunderwald Bahnbücher/PR