Und das vor der Grippe-Saison: Liefer-Engpässe in Sachsens Apotheken!
Dresden - Die Grippe-Saison steht vor der Tür. Doch das zweite Jahr in Folge drohen bei zahlreichen Medikamenten Engpässe. Sachsens Apothekerverband fordert Lockerungen bei Ersatzpräparaten.
"Wir machen uns gemeinsam Sorgen, dass die Arzneimittelversorgung gefährdet wird", sagte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (66, SPD) beim Apothekerstreik in Dresden Ende August.
Schon im vergangenen Jahr hatte es wegen knapper Medikamente einen "Pharmagipfel" auf Bundesebene gegeben. Geändert hat sich offenbar aber wenig.
Laut Reinhard Groß (60), stellvertretender Vorsitzender des sächsischen Apothekerverbandes, bestehen aktuell bei Antibiotika, Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln oder auch Krebsmedikamenten und Insulinen Engpässe. Bislang könne jedoch in den meisten Fällen ein Ersatzpräparat angeboten werden.
Vielfach sei eine ganze Reihe von Medikamenten zwar lieferbar, jedoch nicht in der benötigten Anzahl, erläuterte Groß. Die Liste der betroffenen Arzneimittel und Medizinprodukte variiere zwischen 400 und 1000 Präparaten. Um die Situation nicht weiter zu verschärfen, warnte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (61, SPD) vor Hamsterkäufen.
Notwendiges Gesetz lässt auf sich warten
Helfen könnte in der angespannten Situation eine Lockerung der gesetzlichen Regelungen. Bei Ersatzpräparaten sind den Apotheken nach Angaben des Verbands durch vertragliche Regelungen mit den gesetzlichen Krankenkassen wirtschaftlich enge Grenzen gesetzt.
"Während der Corona-Pandemie wurden diese Grenzen erweitert, mit sehr guten Ergebnissen", meint Groß.
Daher fordert der Verband, die Regelungen zur Abgabe von Arzneimitteln aufgrund der noch immer bestehenden Liefer-Engpässe dauerhaft zu lockern.
Patienten bliebe eine längere Wartezeit, dem Personal bürokratischer Aufwand erspart. Der Bundesgesundheitsminister hat bereits in Aussicht gestellt, dass Apotheken auch Tropfen statt Tabletten anbieten können - ohne Rücksprache mit dem jeweiligen Arzt oder neuem Rezept.
Nur das Gesetz dafür fehlt noch.
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/imageBROKER/Dr. Wilfried Bahnmüller, Thomas Türpe