Überall Löcher: Sachsen gehen die Zahnärzte aus!
Dresden - Zeigt her Eure Zähne! Zum Tag der Zahngesundheit bohrten Mediziner am gestrigen Mittwoch vielerorts dicke Bretter, um Patienten von der Wichtigkeit stetiger Zahnpflege und -vorsorge zu überzeugen. Die Ärzte nutzten den Tag und warben für ihren Berufsstand, denn der droht selbst auf dem Zahnfleisch zu gehen.
3016 Zahnärzte (Vertragszahnärzte und angestellte Zahnärzte) versorgen in 2091 Praxen gegenwärtig die sächsischen Patienten. Das Durchschnittsalter der sächsischen Zahnärzte liegt derzeit bei 53 Jahren.
Laut der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen (KZVS) werden bis zum Jahr 2030 in Sachsen mehr als 60 Prozent der niedergelassenen Zahnärzte das Rentenalter erreichen.
Bereits heute ist klar, dass es nicht genügend Nachwuchs gibt, um die altersbedingten Abgänge zu ersetzen und Lücken zu schließen. "Die bisher bekannte flächendeckende Versorgung wird keine Selbstverständlichkeit mehr sein", stellt die KZVS fest.
Klartext: Es droht ein Praxen-Sterben in Stadt und Land. Die Patienten müssen sich darauf einstellen, zukünftig lange Wege zur Zahnbehandlung zurücklegen zu müssen.
Gesundheitsministerin Petra Köpping wünscht sich eine Landeszahnarztquote
Der Grad der Versorgung sinkt tendenziell im ganzen Land. Im Bereich der Kieferorthopädie ist der Rückgang sogar noch deutlicher.
Besonders betroffen sind davon bereits Zwickau, der Erzgebirgskreis und Bautzen. "Mittlerweile ist es auch in den Großstädten schwierig, eine Praxisübergabe zu realisieren", so die Ärzte-Vertretung.
Gesundheitsministerin Petra Köpping (66, SPD) kennt die Probleme. Sie wünscht sich, dass die Einführung einer Landeszahnarztquote genauso wie ähnliche Maßnahmen für künftige Apotheker in den Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung aufgenommen werden.
Frauen gehen in Sachsen eher zur Zahnvorsorge als Männer
Auf der schiefen Bahn: Über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Sachsen trägt Zahnspange! 50,5 Prozent bekommen Behandlungen auf Kassenkosten, wie eine Analyse im aktuellen Zahnreport der Krankenkasse Barmer belegt.
"Schaut man auf die Geschlechter, befinden sich unter den Zahnspangenträgern deutlich mehr Mädchen als Jungen", so Sachsen-Chefin Monika Welfens. Hierzulande liegt die kieferorthopädische Behandlungsrate bei Mädchen bei 56,5 Prozent.
"Schönheitsideale, Gruppendruck und elterliche Fürsorge sind mögliche Gründe dafür, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen von ihnen häufiger nachgefragt und behandelt werden als bei Jungen." Bei denen würden schiefe Beißer noch öfter als "cool" abgetan werden, mutmaßt Welfens.
Auch bei Erwachsenen zeigen sich Geschlechts-Unterschiede auf Zahnarzt-Stühlen. Insgesamt 73 Prozent der Sachsen gingen 2022 mindestens einmal zur Vorsorge, nämlich 77 Prozent der Frauen und "nur" 69 Prozent der Männer.
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