Sächsische Manufaktur entwickelt Uhr mit akustischer Zeitanzeige
Glashütte - Die sächsische Kleinstadt Glashütte an der Müglitz gilt als Tal der Uhrmacher. Die Uhr-Manufakturen wollen sich die Herkunftsbezeichnung jetzt sogar gesetzlich schützen lassen - als Echtheitszertifikat. Ganz besonders sticht dabei derzeit die Manufaktur "Tutima" hervor.
Firmen wie Lange & Söhne, Nomos oder Mühle sind bereits weltbekannt. Der jüngste Spross der Glashütter Uhrenfamilie ist Tutima, obwohl die Manufaktur einst sogar hier gegründet wurde. Tutima-Chronographen sind die Dienstuhren der Bundeswehr-Piloten, aber auch immer mehr Zivilisten leisten sich die Edel-Zeitanzeiger.
Tutima gibt dem Lauf der Zeit nun sogar einen Klang. Die Glashütter Uhrenschmiede hat ein Patent auf eine klingende Zeitansage. Paradestück der Kollektion ist das Modell Hommage, eine Armbanduhr mit Minutenrepetition, also mit akustischer Zeitanzeige.
Stunden, Viertelstunden und Minuten lassen sich auf Knopfdruck am Gehäuserand als tief klingender Dingdong und hell gestimmter Klingklang hörbar machen - ein Novum in der deutschen Uhrmachergeschichte.
"Das ultrakomplexe Uhrwerk der 'Hommage' besteht aus über 550 Einzelteilen, die zusammen harmonieren müssen", sagt Betriebsleiter Alexander Philipp (51).
Von Tonfeder über Hämmerchen bis Aufzugswelle und den goldenen Zeigern: Allein die Montage einer einzigen Uhr nimmt drei Monate in Anspruch.
Das "Hommage-Modell" von Tutima: eine goldene Uhr für 175.000 Euro
Philipp: "Danach erfolgen Klangstimmung, Gangkontrolle und Regulierung, bis sie nach insgesamt fünf Monaten verkaufsbereit ist." Alles reine Handarbeit, alles Unikate. Einzigartig auch der Preis: Mit 175.000 Euro in massiv 18 Karat Gold ist die Hommage eine Huldigung an Stil und Design.
Das war 2011, nachdem die Familienfirma drei Jahre zuvor aus Niedersachsen an ihren sächsischen Geburtsort Glashütte zurückgezogen war.
Hier hatte der Jurist Dr. Ernst Kurtz die Manufaktur 1927 gegründet, womit es ihm gelang, mit einer deutschen Armbanduhr das Schweizer Monopol zu brechen. Und er verpasste sich mit Tutima einen passenden Namen, abgeleitet vom Lateinischen "tutus" für "sicher" und "geschützt".
Der 1940 entwickelte Tutima Fliegerchronograph war die offizielle Uhr der damaligen Luftwaffenpiloten.
Tutima erhält Auszeichnung als "Manufaktur des Jahres"
Die Modelle der heutigen "Grand Flieger"-Serie (Preis: ab 1350 Euro) sind Nachbauten dieses legendären Fliegerchronographen - nur etwas größer im Durchmesser und mit zeitgemäßen Automatikwerken.
Inzwischen fertigt ein junges Team von 40 Mitarbeitern die Uhren-Kollektionen. Darunter sind manchmal die Enkel der Angestellten aus Uhrmacherfamilien, die hier schon vor dem Krieg für Tutima arbeiteten.
Liebhabern konnte selbst Corona nicht die Lust am tickenden Luxus nehmen. Genauere Verkaufszahlen der Luxusmanufaktur als "im höheren vierstelligen Bereich" sind zwar ein Betriebsgeheimnis.
"Aber viele sehnen sich danach, sich mal wieder etwas zu gönnen, ein Stück Luxus", gibt Philipp preis. So mussten wegen gestiegener Nachfrage mitten im Lockdown sogar mehrere neue Uhrmacher eingestellt werden.
Als erstes Unternehmen der Uhrenbranche heimste Tutima inzwischen die begehrte Auszeichnung "Manufaktur des Jahres" ein - verliehen vom Verband Deutsche Manufakturen e. V. Begründung der Jury: Mit innovativen Eigenentwicklungen hat Tutima die Uhrenwelt nachhaltig überrascht. Tutima-Uhren schlägt eben keine Stunde.
Titelfoto: Eric Münch