Tumult in Pirna: Hier nehmen Polizisten einen LKA-Beamten fest
Pirna - Nächster Ärger für Sachsens Innenminister Roland Wöller (51, CDU): Am Rande des Spaziergangs von Kritikern der Corona-Maßnahmen am Montag in Pirna ist ein hochrangiger Beamter des Landeskriminalamtes nach einer Rangelei mit auswärtigen Polizisten festgenommen worden. Ob der Kriminalist bewusst an der Versammlung teilnahm oder zufällig hinein geriet, ist Gegenstand der Ermittlungen.
Im Landeskriminalamt gilt der Erste Hauptkommissar Frank S. (50) als fachlich geschätzter und bis dato untadeliger Ermittler. Seit Donnerstag ist er strafversetzt und hat ein Verfahren wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte am Hals.
Hintergrund: Der Beamte hatte sich am Montagabend mit seiner Frau in der Pirnaer Innenstadt aufgehalten. Ob das Paar an den Protest-Spaziergängen teilnahm oder anderweitig unterwegs war und ungewollt in den Trubel geriet, ist derzeit unklar.
Fest steht: Als Bereitschaftspolizisten aus Niedersachsen mehrere Menschen am Untermarkt einkesselten, steckte der LKA-Beamte mitten im Pulk. Und setzte sich dabei offensichtlich gegen die polizeiliche Maßnahme zur Wehr.
Fotoaufnahmen und Videos dokumentieren, wie der Dresdner Ermittler von uniformierten und behelmten Polizeibeamten aus der Menschenmenge herausgerissen, niedergerungen und anschließend abgeführt wird.
"Nach Angaben der eingesetzten Polizisten vor Ort, soll sich der zunächst nicht erkennbare Beamte den polizeilichen Anweisungen widersetzt haben, was zu einer Eskalation in Form einer körperlichen Auseinandersetzung führte", erklärte ein LKA-Sprecher.
War das polizeiliche Vorgehen angemessen?
Ob die von der niedersächsischen Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) angewandte körperliche Gewalt zur Ahndung einer möglichen Ordnungswidrigkeit angemessen war, dazu äußerte sich das LKA nicht. Auch das ist nun Gegenstand der Ermittlungen.
Zeugen des Vorfalls berichten, dass sich der bei der Festnahme verletzte Frank S. von den BFE-Beamten nicht auf das regennasse Marktpflaster legen lassen wollte, es deshalb zur Eskalation gekommen sei.
Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt gegen den Ersten Hauptkommissar wegen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte. Das LKA leitete ein Disziplinarverfahren ein. Der Beamte sei von seinen gegenwärtigen Aufgaben entbunden, erklärte LKA-Präsidentin Sonja Penzel (50).
Im Falle einer rechtskräftigen Verurteilung droht dem einstigen Vorzeigebeamten die Entfernung aus dem Dienst.
Titelfoto: Daniel Förster