Tschechien, Kanada und Co: Sachsens Freunde in der Welt
Sachsen - Freunde kann man nie genug haben - das gilt auch für Bundesländer. Sachsen hat etwa ein Dutzend ausgewiesene Partnerregionen in der Welt.
Manche liegen "gleich vor der Haustür", zum Beispiel in Polen und Tschechien. Andere sind Tausende Kilometer weit entfernt - in Kanada oder China etwa. Ein Referat in der Staatskanzlei kümmert sich um die Pflege dieser "Freundschaften".
Geleitet wird das Referat mit seinen zehn bis zwölf Mitarbeitern von Dr. David Michel (49). Er leitete zuvor jahrelang das sächsische Verbindungsbüro in Prag.
Michel weiß: "Die internationale Zusammenarbeit hat ihre Basis in der sächsischen Verfassung und im Koalitionsvertrag." Viele dieser Partnerschaften seien auch durch Besuche der Ministerpräsidenten und Minister entstanden.
"Auf Dienstreisen hat man vielleicht gemerkt, dass man sich mehr zu sagen hat, seine Beziehungen vertiefen möchte", erklärt Sachsens "Chef-Diplomat".
Arbeitsgruppen treffen sich in der Regel einmal pro Jahr
Seit den frühen 1990er-Jahren ist eine enge Zusammenarbeit Sachsens mit den Ländern Tschechien und Polen vereinbart.
Innerhalb dieser Länder sind es aber besonders die grenznahen Regionen (Polen: Niederschlesien und Lebuser Land; Tschechien: Liberec, Ústí nad Labem, Karlovy Vary), mit denen man konkrete Arbeitsbeziehungen unterhält.
Die Arbeitsgruppen treffen sich in der Regel einmal im Jahr, um grenzüberschreitende Themen zu behandeln.
Michel: "Dabei kann es um gemeinsame Polizeistreifen gehen, aber auch um das grenzüberschreitende Fernwärmenetz von Görlitz und Zgorzelec."
Auch die Corona-Maßnahmen wurden auf der Ebene solcher Arbeitsgruppen diskutiert. Oder gemeinsame Hilfslieferungen an die Ukraine.
Austausch rund um Zukunftsthemen wird immer wichtiger
Die älteste Regionalpartnerschaft Sachsens ist die mit Niederschlesien. Angeschoben hatte die seinerzeit noch Kurt Biedenkopf (†91) in seiner Zeit als Regierungs-Chef (1990 bis 2002). Nächstes Jahr wird diese Partnerschaft 25 Jahre alt.
Sei es anfangs noch viel um den Wiederaufbau gegangen, bei dem die sächsische Seite den Polen habe helfen können, ginge es bei heutigen Gesprächen eher um Zukunftsthemen wie Wissenschaft und Forschung, heißt es aus dem Referat.
Also mehr Augenhöhe und weniger Ressentiments? Gerade zu Polen ist das Verhältnis ja nicht immer einfach. David Michel: "Während es auf nationaler Ebene manchmal nicht so gut läuft, tut es das auf regionaler Ebene schon."
Persönliche Kontakte seien da hilfreich - nach den Sitzungen der Arbeitsgruppen gehe man schon mal zusammen essen, lerne sich besser kennen - und verstehen.
Auch kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Startet eine Delegation von Dresden aus, sind mitunter Meissener Porzellanstücke, Wein aus Wackerbarth oder Herrnhuter Sterne mit im Gepäck. "Oder Dresdner Stollen - je zur Jahreszeit", sagt Michel. Typisch Sächsisches eben.
Corona sorgte für Funkstille zwischen Sachsen und China
Umgekehrt bekomme man in den Partnerregionen ebenfalls landestypische Mitbringsel überreicht. Einmal war dies ein Pelzmantel aus Tatarstan (Russland), der heute relativ ungenutzt in der Staatskanzlei liegt.
Vielleicht ein Symbol: Wegen des russischen Angriffskriegs ruhen die Partnerschaften Sachsens zu den Regionen Tatarstan, St. Petersburg und Baschkortostan ohnehin.
Auch die Verbindung in die kanadische Partnerregion Québec ist derzeit nicht sonderlich rege, was auch an der großen Entfernung liegen könnte. Ganz aus dem Auge verliert man sich aber nicht.
Aus der befreundeten chinesischen Provinz Hubei zum Beispiel sei nach relativer Funkstille der vergangenen Jahre ("auch wegen Corona") der Kontakt vor Kurzem erst wieder aufgenommen worden.
Was ja nur hilfreich sein kann, wie David Michel betont: "China ist nach wie vor unser wichtigster Außenhandelspartner." Und auch wenn man sich nicht abhängig machen wolle, gelte es doch, solche Verbindungen zu vertiefen.
Die letzte Partnerregion, mit der dies geschehen ist, ist die italienische Region Lazio (Rom und Umgebung). Die Grundlage zu dieser Freundschaft hatte noch Stanislaw Tillich (64, MP von 2008 bis 2017) gelegt. Gemeinsame Themen hier: Denkmalpflege, Forschung, Start-ups, Kultur.
Sachsen wird in Zukunft weitere Partnerregionen erschließen
Die nächste Partnerregion hat Sachsen übrigens auch schon im Auge: Flandern in Belgien. Weil dort wie hier die Halbleiterproduktion eine große Rolle spielt, will man seine Kompetenzen bündeln - auch, um bei der EU besser wahrgenommen zu werden, beispielsweise bei der Verteilung von Fördergeldern.
Noch in diesem Jahr könnte Flandern also die nächste offizielle Partnerregion werden. So wie, neben den oben schon Genannten, Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate), Ober- und Niederösterreich. Die Kontakte und gemeinsame Projekte mit diesen Partnerregionen werden übrigens über die Landesdirektion gefördert.
Einen "mittleren sechsstelligen Betrag" koste das den Freistaat im Jahr. Investieren in eine Freundschaft muss man schließlich auch, ganz wie im richtigen Leben.
Titelfoto: Eric Münch