Trotz neuer Badeseen in der Lausitz: Bergbau-Erbe wird noch Milliarden kosten!

Boxberg - Der Fluch der Vergangenheit wird zum Segen für die Zukunft: Seit nunmehr 30 Jahren schließt der bundeseigene Bergbausanierer LMBV die Wunden, die die jahrzehntelange Braunkohleförderung in der Landschaft Mitteldeutschlands und der Lausitz hinterlassen hat. Mehr als 50 Seen sind so entstanden. Doch nicht alle taugen für Erholung und Tourismus. Und das Bergbau-Erbe kostet uns Milliarden.

Das Braunkohlekraftwerk in Boxberg soll bis zum Jahr 2038 stillgelegt werden.
Das Braunkohlekraftwerk in Boxberg soll bis zum Jahr 2038 stillgelegt werden.  © IMAGO/Shotshop

Ein Großteil der Braunkohlesanierung sei bereits geschafft, resümiert LMBV-Chef Bernd Sablotny (61). Nach der geotechnischen Sanierung in den offenen Tagebauen seien die Gruben geflutet worden.

Rund 50 größere Seen sind so in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier entstanden. Deren Bewirtschaftung sieht Sablotny als Daueraufgabe. Und erklärt: "Alle unsere Seen sind technische Bauwerke. Sie sehen natürlich aus, haben aber mit Natur nichts zu tun. Da die Seen in der Regel im Nebenschluss sind, das heißt nicht direkt durchflossen, muss alles gesteuert werden."

Da ist zum einen die Rutschungsgefahr. "Ab 2006 gab es erste Ereignisse des Setzungsfließens in den Innenkippen. Diese konnten damals noch nicht zugeordnet werden. Mittlerweile wissen wir in der Lausitz, dass wir innere Initiale - also Auslöser - bei Innenkippen haben. Diese kann man nicht vorhersagen. Deswegen haben wir Sperrbereiche ausgewiesen", erklärt der Chef-Sanierer.

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Anfang 2024 seien es noch 32.600 Hektar gewesen. Bis Ende des Jahres hätten nach einer Sicherung schon 1100 Hektar freigegeben werden können, so Sablotny. Die weitere Sicherung werde noch Jahrzehnte dauern. Die Kosten schätzt die LMBV auf drei Milliarden Euro.

LMBV-Chef Bernd Sablotny (61).
LMBV-Chef Bernd Sablotny (61).  © Birgit Zimmermann/dpa-Zentralbild/dpa
Aufgrund der Braunkohleförderung sind in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier rund 50 Seen entstanden - nicht alle davon laden zum Baden ein.
Aufgrund der Braunkohleförderung sind in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier rund 50 Seen entstanden - nicht alle davon laden zum Baden ein.  © PR Tourismusverband Lausitzer Seen

Bergbausanierung: Über 13 Milliarden Euro bis 2027!

Die Folgen der Braunkohleförderung werden auch in Zukunft noch zu spüren sein.
Die Folgen der Braunkohleförderung werden auch in Zukunft noch zu spüren sein.  © imago stock&people

Neben den Rutschungen ist die Wasserqualität ein großes Problem. Ausgeschwemmtes Eisenhydroxid und Sulfat führen vielerorts zur Versauerung und Verockerung.

"Wir haben in der Lausitz große Mengen an Eisenhydroxid-Schlämmen in den Gewässern, und ein Teil der Seen wäre quietschesauer, wenn wir sie nicht bekalken würden", erklärt Sablotny. Die Seen könnten nicht alle abgereinigt werden. "Wir können nur die Schwarze Elster mit unserer Wasserbehandlungsanlage in Plessa schützen."

Wird sich das Problem mit den sauren Grubenwässern nicht irgendwann von selbst erledigen? "Irgendwann wird es mal ausgeblutet sein. Aber wann ist das? Wir werden es ganz sicher nicht erleben", meint der Experte.

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Der jahrzehntelange Kohlebergbau hat den Menschen hierzulande Ewigkeitslasten hinterlassen, die auch nachfolgenden Generationen noch ein Vermögen kosten werden. Jährlich 80 bis 100 Millionen Euro braucht die LMBV schon heute für die Bewirtschaftungsdaueraufgaben.

Ausgeschwemmtes Eisenhydroxid und Sulfat führen - wie hier im Sabrodter See - zur Versauerung und Verockerung.
Ausgeschwemmtes Eisenhydroxid und Sulfat führen - wie hier im Sabrodter See - zur Versauerung und Verockerung.  © IMAGO/Andreas Franke

"Allein in der Lausitz sind es für die Güte- und Mengensteuerung der Gewässer rund 50 Millionen Euro pro Jahr", sagt Sablotny. Bis 2027 werden bereits 13,27 Milliarden Euro in die Bergbausanierung geflossen sein.

Titelfoto: Bildmontage: PR Tourismusverband Lausitzer Seen, imago stock&people, Birgit Zimmermann/dpa-Zentralbild/dpa

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