Sachsen: Wenn Schüler gendern, müssen sie mit schlechteren Noten rechnen
Dresden - Trotz der Neueinstellung von mehr als 1000 Pädagogen fehlen zu Beginn des neuen Schuljahres in Sachsen weiterhin Lehrer, vor allem an Ober- und Förderschulen. Und mit dem neuen Schuljahr gibt's auch eine Änderung in puncto Gendern.
Die Absicherung des Unterrichts bleibe eine Herausforderung, sagte Kultusminister Christian Piwarz (49, CDU) kurz vor dem Ende der Sommerferien in Dresden.
Nach seinen Angaben wurden bisher 1033 Personen eingestellt, vor allem an Gymnasien und Grundschulen. 773 von ihnen sind ausgebildete Lehrer, 120 sind pädagogische Hilfskräfte an Förderschulen, die jedoch keine Förderschullehrer ersetzen.
Außerdem beginnen nach den Ferien 140 Seiteneinsteiger nach ihrer Qualifizierung zu unterrichten.
Es stehe am kommenden Montag vor jeder Klasse eine Lehrkraft, versicherte Piwarz. Natürlich wären mehr Einstellungen wünschenswert, aber das gebe die Bewerberlage nicht mehr her.
Positiv sei, dass diesmal etwa ein Viertel der 877 ausgebildeten Bewerber aus anderen Bundesländern kämen und zwei Drittel von ihnen das Angebot der Einstellung angenommen hätten.
Sachsens Schulen: Gendern wird als Fehler gewertet
In schriftlichen Arbeiten wird die Verwendung von Genderstern, Binnen-I, Unterstrich, Doppelpunkt oder anderem nicht nur als Fehler markiert, "sondern auch in die Benotung einbezogen", sagte Piwarz.
Nach dem im Juli vom Rat für deutsche Rechtschreibung veröffentlichten neuen Regelwerk gehöre die Verwendung von Sonderzeichen zur Kennzeichnung der Geschlechtsidentität innerhalb eines Wortes "nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie".
Mit dem neuen Schuljahr wird außerdem der Unterricht in den Kernfächern Deutsch und Sachkunde in den Klassenstufen 1 und 2 um je eine Stunde erweitert, um die Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechtschreiben zu stärken, verkündete der Minister eine der weiteren Neuerungen.
Am Ende der 2. Klasse soll es künftig jährlich eine Lernstandserhebung geben, die Ergebnisse der ersten Analyse dieser Art sollen Ende August/Anfang September vorliegen.
Lehrer sollen selbst digital lernen
An Oberschulen und Gymnasien wird das digitale Selbstlernen systematisch ausgebaut. Mit der Informationsoffensive "Digital? Gecheckt" will das Ministerium Lehrkräfte fitter machen, digitale Lehrmittel und Tools im Unterricht einzusetzen.
Digitale Selbstlernmodule sollen in den Schulalltag integriert und das Bewusstsein für die Möglichkeiten digitalen Unterrichts verstärkt werden.
Um datenschutzkonform bei Vor- und Nachbereitung sowie im Unterricht die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz zu nutzen, ist ein Tool namens KAI freigeschaltet worden, mit im Testmodus zunächst begrenztem Zugang für bis zu 4000 Lehrkräfte. Bis Jahresende sollen dann alle Lehrer damit arbeiten können.
Nicht überall gibt es genügend Lehrer
Laut Piwarz werden mehr Lehrkräfte eingestellt als ausscheiden, aber bei weiter steigenden Schülerzahlen werde es schwierig. "Wir haben regional und je nach Schulform nach wie vor Probleme, genügend Bewerber zu finden."
Aber von denen, die sich beworben hätten, sei ein Großteil auch im Schuldienst. "Wir sind froh über jede und jeden, der sich bewirbt." Von Zeiten, in denen eine Auswahl möglich gewesen sei, sei man weit entfernt.
Während die Lehrerabdeckung im Bereich der Grundschulen weitgehend wieder bei 100 Prozent ist, besteht anderswo wie etwa an den Oberschulen noch größerer Bedarf. "Insgesamt Sorgen macht das Thema Naturwissenschaften", sagte Piwarz.
Auch an berufsbildenden und Förderschulen, aber auch in Regionen wie dem Erzgebirge, Chemnitz und Umgebung sei die Lage schwierig.
"Große Herausforderungen": Schülerzahlen in Sachsen steigen
Nach Ministeriumsangaben sind im neuen Schuljahr nach vorläufigem Stand insgesamt 536.000 Kinder und Jugendliche zu unterrichten. 2023/2024 waren es 517.711. Das sei ein Vorgeschmack auf die Zukunft und zeige, "um welch große Herausforderungen es geht", sagte Piwarz.
Bei den Erstklässlern aber gebe es erstmals einen Rückgang von 41.200 auf 40.500. "Das ist beachtlich." Eine Herausforderung bleibt die Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
2023 waren das mehr als 45.000, ihre Zahl habe sich im Vergleich zu 2015 verdreifacht, sagte Piwarz. Das sei "dramatisch" für das sächsische Bildungssystem.
Titelfoto: Montage: dpa/Uli Deck, dpa/Robert Michael