Tragischer Baustellen-Tod in Sachsen: Jetzt wird weiter gebaggert

Von Anke Brod

Borsdorf - Nach dem tragischen Tod eines 48-jährigen Mannes bei Abbrucharbeiten auf dem Gelände der ehemaligen VEB-Kunstlederwerke am 17. März in Borsdorf (Landkreis Leipzig) sollen die Bauarbeiten vor Ort am Mittwoch weitergehen.

Kurz nach dem tödlichen Unfall am 17. März standen die Maschinen natürlich still.
Kurz nach dem tödlichen Unfall am 17. März standen die Maschinen natürlich still.  © Anke Brod

Das berichtete Investor Stefan Martin (47) als geschäftsführender Gesellschafter der Leipziger SRM-Holding GmbH auf TAG24-Nachfrage.

In einem Teil der denkmalgeschützten Fabrikgemäuer sollen auf insgesamt 14.000 Quadratmetern Fläche 165 Wohn-Lofts entstehen. Überdies sind auf dem Gelände Einfamilienhausgrundstücke, Reihenhäuser, betreutes Wohnen sowie eine Kita geplant.

Eine große Herausforderung für den Investor waren dort anfänglich neben weiteren Altlasten in einer Halle gelagerte Alt-Chemikalien. Darin schlummerten fragwürdige Fässer, teils noch mit der Aufschrift "Karl-Marx-Stadt" versehen. "Die haben wir mit als Erstes entsorgen lassen", erläuterte Martin.

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Die Substanzen dienten früher der Kunstlederbearbeitung.

Investor hatte sich wegen Altlasten Rücktrittsrecht gesichert

Rettungskräfte konnten dem Bauarbeiter nicht mehr helfen.
Rettungskräfte konnten dem Bauarbeiter nicht mehr helfen.  © News5/Grube

Zwischenzeitlich verzögerten aber auch immer wieder neue Auflagen das Bauvorhaben. Wegen der vielen Altlasten hatte sich der Investor bei Übernahme des Geländes im Übrigen gar das Rücktrittsrecht einräumen lassen.

"Ich bin gut gestimmt", äußerte er sich gegenüber TAG24 jetzt optimistisch. Die nötigen Unterlagen habe er nun zusammen.

Somit kann der entsprechende Satzungsbeschluss zur Abstimmung durch den Borsdorfer Gemeinderat erstellt werden. Auch der nötige Erschließungsvertrag ist demnach in der Mache.

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Bei alledem scheint das Ziel eher weit: Die eigentliche Erschließung für das ehemalige Borsdorfer VEB-Areal dürfte frühestens Mitte 2026 beginnen.

Erster tragischer Unfall auf Borsdorfer Gelände schon vor zwei Jahren

Schon Anfang 2023 ereignete sich in der früheren Fabrik ein schwerer Unfall.
Schon Anfang 2023 ereignete sich in der früheren Fabrik ein schwerer Unfall.  © Anke Brod

An jenem Montagvormittag des 17. März war neben Polizei und Rettungsdienst und den Feuerwehren Borsdorf, Zweenfurth sowie Brandis auch die Borsdorfer Bürgermeisterin Birgit Kaden (CDU) mit Eigentümer Stefan Martin zum Unglücksort geeilt.

Bei Eintreffen der Rettungskräfte sei der Mitarbeiter eines Subunternehmens, der laut Landesdirektion mit der Gefahrstoffbeseitigung beauftragt war, noch reanimationspflichtig gewesen, sagte der Wehrleiter der Borsdorfer Feuerwehr Jens Beckmann (40) später zu TAG24. Man habe versucht, ihn wiederzubeleben, nachdem ein Betonteil unkontrolliert abgestürzt war.

Ermittlungen zu den genauen Umständen des tragischen Vorfalls in der Leipziger Straße 94 führt inzwischen die Landesdirektion.

Bereits am 2. Januar 2023 war in dem unter Szene-Kennern und auch bei Metalldieben beliebten "Lost Place" ein damals 43-jähriger Mann in einem Treppenhaus von der ersten Etage auf seinen Kopf gestürzt. Er überlebte den Unfall schwer verletzt, ist nach TAG24-Informationen jetzt aber ein Pflegefall.

Titelfoto: Anke Brod

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