"Tötungs-Kommandos" für Wildschweine: Sachsens Jäger rebellieren gegen Ministerin Köpping
Dresden - Im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) konnte sich Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (65) der Unterstützung der hiesigen Jägerschaft bislang sicher sein. Doch jetzt stellen sich die Waidmänner offen gegen die SPD-Politikerin und ihren neuen Drei-Stufen-Plan, der die fast vollständige Ausrottung von Schwarzwild in den Schutzkorridoren vorsieht.
Rund 700 Kilometer ASP-Schutzzäune durchziehen derzeit den Freistaat - vor allem entlang der Grenze zu Polen. In den so abgesteckten Schutzkorridoren soll das Schwarzwild "drastisch reduziert" werden, wie es Köppings Staatssekretär Sebastian Vogel letzte Woche formulierte.
Heißt: Der Schwarzwildbestand soll hier auf 0,2 Tiere pro 100 Hektar gedrückt werden.
Um diese Quote zu erreichen, bleiben den Jagdpächtern laut Stufen-Plan gerade mal acht Wochen Zeit.
Nach der Galgenfrist lässt das Ministerium die Schutzkorridore mit Drohnen abfliegen.
Dort, wo die Quote nicht erreicht wurde, sollen dann "externe Dienstleister“ die Jagd übernehmen - und zwar hoch technisiert mit Drohnen-Unterstützung.
Bedeutet: Die Jagdpächter verlieren den Zugriff aufs eigene Revier, in dem dann Dritte wildern.
"Nicht hinnehmbar": Sachsen Jäger reagieren entsetzt
Für Sachsens Landesjagdverband ein Affront: "Wir stellen die Vorgehensweise wie auch den fachlichen Hintergrund zu diesem Tilgungskonzept deutlich infrage", heißt es in einem aktuellen Brandbrief an den ASP-Krisenstab.
Darin beklagen Verbands-Vizepräsident Wilhelm Bernstein und Geschäftsführer Martin Wißmann: "Der Alleingang des Sozialministeriums, einschließlich einer nicht diskutierten Ausschreibung / Beauftragung der Tötungskommandos und einer derzeit noch nicht vorliegenden, juristisch angreifbaren Allgemeinverfügung, ist nicht hinnehmbar."
Sachsens Jäger stünden für jagdliche Grundsätze, die auch die Anforderung des Tierschutzes mit beinhalten, stellen Bernstein und Wißmann in einem Pressestatement klar. Köppings Plan sei "fachlich nicht ausgewogen und in keiner Weise zielführend".
Was den Landesjagdverband besonders empört: Obwohl er dem ASP-Krisenstab angehört, wurde er bei der Erarbeitung des Drei-Stufen-Planes offenbar übergangen. "Auf die fachliche Expertise des Landesjagdverbandes wurde sogar gänzlich verzichtet. Mit der Vorgehensweise wird die Funktion des Krisenstabes ad absurdum geführt", kritisieren Bernstein und Wißmann.
Man hoffe jetzt, dass vonseiten des Ministeriums eine konstruktive und ergebnisoffene Diskussion nachgeholt werde.
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