"Team Mamaliebe" im Kampf gegen den Krebs: Anja besiegte den Feind in ihrem Körper
Von Thomas Gillmeister
Grimma - Die Geburt ihres Sohnes war für Anja Brumlich (37) ein Wunder, verbunden mit vielen Emotionen. Schon wenige Monate später brachte die Diagnose Brustkrebs das Glück in Gefahr. Aber die junge Mutter kämpft. Nun feiert sie mit ihrem kleinen Tom (3) das erste unbeschwerte Weihnachtsfest.
So sehen Gewinner aus! Unbekümmert spielen Anja und Sohn Tom in der gemütlichen Wohnung. Die Mutter hat sie diesmal schon Wochen vor dem Fest weihnachtlich geschmückt. Denn sie möchte alles nachholen und vor allem bewusst genießen. Ohne Schmerzen und ohne Angst.
"Die letzten zwei Weihnachten erlebte ich wie durch eine Milchglasscheibe", erzählt die studierte Berufsschullehrerin. "Alles war weit weg und verschwommen." Zum Feiern war ihr da nicht zumute. "Ich funktionierte nur noch, um den Alltag zu bewältigen."
An ihrer Seite: Tom, der sensible Junge mit dem Lausbuben-Charme. Beim Toben mit ihm entdeckte Anja vor zwei Jahren zufällig den Knoten in der linken Brust. Wenige Tage später erhielt sie die Diagnose Brustkrebs.
Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug, handelte es sich um eine besonders aggressive Form, den "Triple-negativen Brustkrebs".
Anja weinte sich die Tränen leer. Ein einziges Mal. Seitdem ist das stille Signal der Traurigkeit verstummt.
Zwei Weihnachtsfeste mussten für Anja und Söhnchen Tom ausfallen
Das "Team Mamaliebe" trat an: Anja und Tom vereint im Kampf gegen den Krebs. Der Junge instinktiv, die Mutter aktiv: "Als Mama mit Krebs dachte ich ununterbrochen daran, dass sich für meinen Sohn die Welt nicht aufhören darf zu drehen."
Aber Weihnachten 2019 musste ausfallen. Zu stark litt Anja unter den Nebenwirkungen der kräftezehrenden Chemotherapie. Doch die Kämpferin versteckte sich nicht, sondern schrie ihren Schmerz, ihre Wut in die Welt hinaus. Dabei lernte sie viele andere betroffene Mütter kennen, tauschte Erfahrungen aus.
Ihren kleinen Sohn nahm sie mit zum Friseur, als sie sich ihre langen Haare abschneiden ließ. "Da ich keine Perücke tragen wollte, sollte er sehen, wo die Haare bleiben", erinnert sich Anja.
Während der Chemotherapie fielen sie ganz aus. "Da trug ich eben ein Tuch um den Kopf", meint die Mutter selbstbewusst.
Nach Chemo- und Strahlentherapien leben Anja und Tom endlich wieder ein unbeschwertes Leben
Im Sommer 2020 wurde sie in der Uniklinik Leipzig operiert. Dabei stellten die Ärzte fest, dass neben dem 3,5 Zentimeter großen Tumor in der Brust auch zwölf Lymphknoten befallen waren. Diese entfernten die Mediziner gleich mit. Danach musste sich Anja einer Strahlentherapie unterziehen. 28 Mal.
Und deswegen wurde das Weihnachtsfest im vergangenen Jahr wieder ein sehr stilles, schmerzvolles. Anja: "An Plätzchenbacken oder Weihnachtsbaumaufstellen konnte ich gar nicht denken."
Nun, das war einmal… Die alleinerziehende Mutter kämpft sich zurück ins Leben! Sie hat den Feind in ihrem Körper besiegt. Aber ihr ist bewusst, wie zerbrechlich der Alltag sein kann.
Und deswegen schätzt sie die schönen Augenblicke des Lebens umso mehr. Aus dem kleinen Tom an ihrer Seite ist inzwischen emotional ein ganz Großer geworden.
Und so spürt auch der quietschvergnügte Junge bewusst, dass es seiner Mama wieder richtig gutgeht. Die beste Formel für ein schönes Weihnachtsfest!
Triple-negativer Brustkrebs – was genau ist das?
Unter den verschiedenen Brustkrebs-Varianten gilt der "Triple-negative Brustkrebs" (TNBC) als besonders aggressiv. Etwa jede sechste Brustkrebs-Patientin erhält diese Diagnose. Überdurchschnittlich sind jüngere Frauen davon betroffen.
Das TNBC-Karzinom wächst vergleichsweise schnell und bildet vermehrt Metastasen. Deshalb sind auch die Heilungschancen geringer als bei anderem Brustkrebs-Arten. Trotzdem gibt es natürlich Behandlungsarten, die allerdings meist auf eine Operation oder eine Chemotherapie beschränkt sind.
Je früher der Krebs erkannt wird, umso besser. Frauenärzte raten deshalb dringend zur regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung.
Titelfoto: Picture Point/Roger Petzsche