Tausend Jahre alt: Sachsens ältester Baum muss zum Frisör
Oschatz - Sachsens älteste Linde steht im Norden Sachsens, auf dem Friedhof von Collm (250 Einwohner) neben der Kirche. Die "Tausendjährige", die seit Oktober zum Nationalerbe-Baum gehört, hatte dieser Tage einen Friseurtermin. Behutsam stutzten sachkundige Baumpfleger ihr das Köpfchen.
"Wir haben die Baumkrone schwach um zwei Meter reduziert und einige längere und stärker geschädigten Kronenteile entfernt", berichtet der Forstingenieur Matthias Goede (55) vom happy tree Firmenverbund aus Dresden.
Dem Schnitt ging ein Gutachten voraus. Gefahr war im Verzug, denn der Baum drohte unter der Last seiner schweren Krone auseinanderzubrechen. Heftige Winde hätten schon schlimme Schäden anrichten können.
Insgesamt sieben Fachleute "frisierten" den Baum-Methusalem. Sie kletterten dazu in den 18 Meter hohen Baum. Gesichert mit Seilen, sägten und schnitten sie hoch oben Äste ab, um die Bruchgefahr im Bereich der Kronenbereiche zu minimieren.
"Normalerweise hat ein Baum eine Spitze. Dieser Baum zählt sechs, sieben Spitzen, die steil nach oben gewachsen sind."
Ihren Einsatz in der Höhe nutzten die Experten zudem, um spezielle Hohltaue anzubringen, welche die Krone entlasten und sichern. Aufmerksamkeit widmeten sie auch dem stolzen Stamm der Linde (Umfang: elf Meter).
Wann muss die Linde das nächste Mal zum Friseur? Der Sachverständige zeigt sich beeindruckt von der Vitalität der Sommerlinde: "So eine große Baumsanierung macht man höchstens aller fünf bis zehn Jahre. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, überlebt dieser Baum uns alle."
Titelfoto: Jana Brechlin/LVZ