Stromnetz verhindert Energiewende: Sachse darf keine Ladestation für E-Autos bauen
Nossen - Wärmepumpen und E-Autos sollen Sachsen grüner machen. So weit der Plan: Doch mancherorts fließt dafür einfach viel zu wenig Strom! Einem Hausbesitzer wurde gar eine Ladestation fürs Elektroauto untersagt.
"Es soll flächendeckend E-Mobilität vorherrschen, aber offensichtlich ist dafür gar nicht die Infrastruktur vorhanden", so Rico Schindler (50) aus Nossen.
Der Vermögensberater hat vergangenes Jahr ein Mehrfamilienhaus gekauft, zwei Wohnungen und sein Büro eingerichtet. "Ich wollte eine E-Auto-Ladestation als Angebot für meine Mieter schaffen."
11 Kilowatt stark sollte sie werden - die gängige Variante für den privaten Bereich. Doch er bekam keine Genehmigung. "Zur Begründung hieß es, dass das Stromnetz nicht ausreicht."
Damit nicht genug: Bisher hatten in dem Haus Gasthermen für Warmwasser gesorgt, Schindler wollte stattdessen Durchlauferhitzer installieren, ein Fachunternehmen riet ihm zu einer Stärke von 27 Kilowatt.
"Doch auch das war nicht möglich", sagt Schindler. Er musste sich mit 24-Kilowatt-Erhitzern zufriedengeben.
Das ist kein Einzelfall, wie die Sächsische Energieagentur (SAENA) auf TAG24-Nachfrage mitteilt.
Hausanschluss und Netze müssen teilweise verstärkt werden
"Das angesprochene Problem ist in den Niederspannungsnetzen, also im Ortsnetz, teilweise vorhanden", heißt es. "Wie allgemein bekannt ist, müssen für eine erfolgreiche Energiewende die Stromnetze ausgebaut werden."
Bis das passiert ist, kommt es aber immer wieder vor, "dass solche Engpässe die Energiewende eines Einzelnen durchaus behindern".
Auch den sächsischen Strom-Versorgern ist das Problem bekannt. SachsenEnergie, enviaM und eins Energie bestätigen, dass die Netzleistung teils nicht ausreicht, wenn Kunden beispielsweise Wärmepumpen anschließen wollen.
Laut SachsenEnergie braucht eine 11-Kilowatt-Ladestation etwa fünfmal so viel Strom wie eine durchschnittliche Wohnung. Eine Wärmepumpe könne "an kalten Tagen die benötigte Leistung dann gar verzehnfachen". Vor der Installation müsse mancherorts der Hausanschluss verstärkt oder das Netz ausgebaut werden.
Wie viele Haushalte von der Strom-Schwäche betroffen sind, konnte keiner der Strom-Anbieter sagen.
Titelfoto: Montage: Thomas Türpe, dpa/Martin Schutt