Stadt in Sachsen zittert vor der Staubwolke: Bei Sturm fliegt der Dreck aus dem Tagebau
Weißwasser - Wer Weißwasser kennt, weiß, was er kennt: Immer wenn es stark windet, sind Staubstürme Dauerthema.
Am Stadtrand und damit in der Nähe des Tagebaus hängt niemand seine Wäsche zum Trocknen ins Freie. Grillpartys enden abrupt. Auch werden die Fenster geschlossen, wenn man zur Arbeit fährt, damit die weiße Tischdecke nicht mit Kohlestaub bedeckt ist.
"Die Bürger haben sich mit der Zeit an diese Episoden von Feinstaubwolken gewöhnt. Aber die letzte war die heftigste seit Jahren", so Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (53, Klartext). Diese "letzte Episode" liegt rund drei Wochen zurück. Ganze Häuser wurden von der dunklen Wolke verschluckt.
Vor wenigen Tagen kam es zum Gespräch mit Tagebau-Betreiber LEAG.
"Bei derart außergewöhnlichen Naturereignissen gibt es Einigkeit, dass dies auch nicht durch Beregnung oder Grünschutzstreifen zu verhindern ist", beschreibt Rathaussprecher Wulf Stibenz (43) die Machtlosigkeit. Auf eine entsprechende Anfrage von TAG24 reagierte die LEAG nicht.
Weiterzug des Tagebaus und Renaturierung werden die Lage entschärfen - irgendwann
Weißwasser bleibt dem Staub ausgesetzt. "Logischerweise kann das nicht gesund sein", sagt Stadtchef Pötzsch besorgt.
Als Reaktion auf die Bedrohung investierte man kürzlich in moderne Sensortechnik, um in Zukunft die Anwohner warnen zu können.
"Perspektivisch wird die Sandsturm-Thematik an Brisanz abnehmen, da mit dem Weiterzug des Tagebaus und der Renaturierung vor den Toren der Stadt ein Naturschutzgebiet entsteht", versichert der Rathaussprecher.
An der derzeitigen Situation und der Empörung der Bürger ändert das nichts. "Vielleicht waren wir nicht laut genug in all den Jahren und hätten uns öffentlich mehr aufregen sollen", sagt OB Pötzsch, der aus gesundheitlichen und familiären Gründen nicht zur Wiederwahl am 1. September antreten wird.
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