Spur der Steine entlang der Postsäulen: Ami führt Sachsen auf den Königsweg
Pirna - Wenn Pirna am Wochenende "300 Jahre Canaletto" feiert, spielt US-Bürger Robert Reimann eine Hauptrolle. Der 56-Jährige beschert der Region nämlich ganz neuartige Tourismus-Routen. Name: "The Royal Roads of Saxony" - königliche Straßen von Sachsen.

Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (68, parteilos) hat gerade Mittagspause, als er Reimann Anfang dieser Woche auf dem Markt trifft: "Oh, Mr. Reimann. Wie spricht man das richtig aus?" Dann übt er "Royal Roads of Saxony".
Reimann korrigiert schmunzelnd. "Bis Samstag haben Sie's", sagt er mit weichem amerikanischen Slang, doch in perfektem Deutsch.
Bis Samstag will er auch seine gleichnamige App fertig haben, wenn sein erster sächsischer Postweg reaktiviert wird. Parallel enthüllt der Lions Club Pirna in Copitz eine nachgestaltete Postmeilensäule.
"Die königlichen Poststraßen sollen Kultur und Aktivtourismus verbinden. Das ist eine Riesenchance für Sachsen. Gerade gebildete Amerikaner stehen auf so etwas", so Reimann. Die Frohnatur weiß, wovon sie redet.
Reimann, New Yorker Investmentspezialist mit deutschen Wurzeln und Ehemann einer Pirnaerin. Bei seinen Radtouren vor allem durchs Osterzgebirge entdeckte er Postsäule um Postsäule und fragte sich, was die Geschichten dahinter sind. "Denn das gibt es nirgendwo sonst. Nur abgespeckt in Brandenburg, also Preußen."
Die Geschichte dahinter ist diese: Ein gewisser Adam Friedrich Zürner (1679-1742) erstellte 1719 eine exakte Karte von Großenhain, die er großzügig August dem Starken (1670-1733) schenkte. August war begeistert und wollte mehr. Sachsen sollte vermessen werden. Um Zoll einzunehmen und exakte militärische Karten zu haben.




Diese historischen Karten nun legte Reimann über heutige. Die Idee gefiel der Jury des Landestourismusprogramms "Sachsen geht weiter", er erhielt ein Preisgeld. Doch nicht nur Amerikaner sollen von den "Royal Roads" profitieren.
Dank der App kann sich künftig jeder seinen eigenen historischen Postweg zusammenstellen, so der Plan.
Postmeilensäulen: Steinerne Relikte Sachsens

Die Tatsache, dass sich ein US-Amerikaner für die sächsischen Postmeilensäulen begeistern kann, ist dem Verein "Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen" zu verdanken.
Bereits seit 1964 sind Fachleute und begeisterte Freizeithistoriker den steinernen Relikten und ihrer Geschichte auf der Spur.
In ihrer jahrzehntelangen Forschungsarbeit konnten sie Form und Farbgebung der historischen Säulen enthüllen - Grundlage für Sanierung historischer und die originalgetreue Rekonstruktion neuer Postmeilensäulen.
Heute stehen auf dem Gebiet des ehemaligen Kurfürstentums Sachsen wieder 208 Säulen. Die meisten Restaurierungen und fast alle Neuaufstellungen erfolgten unter aktiver Mitarbeit der Forschungsgruppe. Weitere Infos: www.postmeilensaeulen.de
Übrigens: In der neuesten Ausgabe der "Dresdner Hefte" (Nr. 150), die kommenden Dienstag erscheint, erfahren Sie alles über die Säulen und den Verein.
Titelfoto: Steffen Füssel