Sorge um Arbeitskräfte aus Tschechien: Sachsen und Bayern gegen feste Grenzkontrollen
Dresden - In der Flüchtlings-Debatte werden die Forderungen nach verschärfter Grenzsicherung immer lauter. Die hiesige Wirtschaft sieht das mit Sorge. Mehrere Industrie- und Handelskammern aus Sachsen und Bayern warnen vor festen Grenzkontrollen. Die Unternehmen beider Freistaaten fürchten massive Auswirkungen auf den Liefer- und Pendlerverkehr.
"Natürlich muss Schleusern das Handwerk gelegt und illegale Migration eingedämmt werden - dies darf aber nicht auf dem Rücken der Pendler und der Wirtschaft erfolgen", sagt Thomas Ott, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden.
Allein rund 48.500 Tschechen seien im sächsischen und bayerischen Grenzraum sozialversicherungspflichtig beschäftigt, vor allem im verarbeitenden Gewerbe und in der Gastronomie.
Die meisten würden täglich über die Grenze pendeln, so Ott. Wartezeiten wegen stationärer Kontrollen würden Zeit und Geld kosten und gerade Sachsen für Fachkräfte aus Tschechien unattraktiver machen, befürchtet der IHK-Funktionär.
Gemeinsam mit den Kammern aus Chemnitz, Oberfranken, Niederbayern und der Oberpfalz warnt die IHK Dresden deshalb die Bundesbehörden, stationäre Grenzkontrollen einzuführen.
IHKs plädieren für mobile Grenzkontrollen
Ott: "Verstärkte mobile Grenzkontrollen sind effektiver, denn die Einsatzkräfte der Bundespolizei sind geübt darin, nicht jedes, sondern nur verdächtigte Fahrzeuge zu kontrollieren."
Hinzu käme, dass eine Vielzahl deutscher Betriebe im Grenzgebiet Niederlassungen in Tschechien unterhalte oder dort eng vernetzt mit Zulieferbetrieben sei.
Vor allem die Automobilindustrie stehe im engen Verbund mit Produktionsbetrieben und Technologielieferanten in Tschechien, Polen und der Slowakei, so Ott.
Jegliche Unberechenbarkeit durch Grenzkontrollen würde da die Leistung der Wertschöpfungsketten gefährden.
Titelfoto: Bildmontage: imago images / lausitznews.de, Blaulichtreport Zittau