Sachsens Bauern in Sorge: Äpfel haben Sonnenbrand!
Grimma - Die Apfelernte in Sachsen fällt in diesem Jahr trotz des fehlenden Regens und der sengenden Hitze besser aus als erwartet. Keine Probleme? Doch, und wie! Womit die Produzenten zu kämpfen haben - ein Besuch vor Ort.
Erik Buitenhuis (49) hat eigentlich gar keine Zeit. Der Holländer verantwortet den Anbau bei der Obstland Dürrweitzschen AG auf insgesamt 1000 Hektar, und er hat alle Hände voll zu tun - die Apfelernte läuft auf Hochtouren.
"Ich hätte nicht gedacht, dass die Äpfel in diesem Jahr noch so groß werden", sagt er auf einer Plantage, bestückt mit der Sorte Elstar.
Der Regen Ende August hat den Früchten gutgetan, sagt er. Ergebnis: 20 Kilo Äpfel pro Baum, 60 bis 70 Tonnen am Standort vor den Toren des kleinen Dürrweitzschen bei Grimma (Muldentalkreis).
"60 bis 70 Tonnen werden es wohl insgesamt", schätzt Buitenhuis. Eine normale Ernte.
Aber: Knapp 10 Prozent der Tafelware wandern statt auf den Teller in die Presse. Die Äpfel haben Sonnenbrand von der Hitze, harte, dunkle Flecken auf der Schale. Solche Äpfel fallen im Handel durch.
Landesverband fürchtet "Kaufzurückhaltung" der Konsumenten
Viel Sonne, wenig Niederschlag. Zum Ausgleich arbeitet die AG mit einem Stausee und Brunnen. Obstbauer Michael Görnitz (36) im 75 Kilometer entfernten Coswig (bei Meißen) hat seit Mai bereits 2 Millionen Liter Wasser auf seinen Plantagen ausgebracht. Gegen Hagel helfen Schutznetze, die auch vor zu viel Sonne schützen.
Die größte Sorge bereitet den Obstbauern derzeit aber der "kaum auskömmliche" Preis. Zur Eröffnung der Erntesaison vor zwei Wochen diagnostizierte der Vorsitzende des Landesverbands Sächsisches Obst, Jörg Geithel (61), außerdem eine "Kaufzurückhaltung".
Auch der Mindestlohn - obwohl gerecht - sei kaum zu stemmen. Dazu kommen immer mehr Auflagen, außerdem der Klimawandel. Um die Wasserversorgung für die nächsten Jahre sicherzustellen, rechnet die sächsische Staatskanzlei mit Ausgaben von rund einer Milliarde Euro. Von den Ausgaben der Obstbauern ganz zu schweigen.
Eine kurzfristige und hoffentlich erfolgreiche Lösung fand der Verband immerhin beim Absatz. Ende nächster Woche startet eine Werbeoffensive in Dresden, Leipzig und Halle. Ihr Name? "Zeit der Äpfel".
Titelfoto: Norbert Neumann