So lange geplant: Neuer Sachsen-Schlachthof vor dem Aus!
Dresden - Die Machbarkeitsstudie für die Realisierung eines neuen sächsischen Schlachthofs kam im vergangenen Herbst zu einem positiven Ergebnis. Jetzt scheint das Projekt aber an finanziellen Schwierigkeiten zu scheitern.
"Gemeinsam mit der Fleischerinnung einen Schlachthof zu realisieren, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwierig", sagt der Projektbeauftragte und ehemalige Geschäftsführer des Sächsischen Landesbauernverbands (SLB), Manfred Uhlemann (65).
Geboren wurde die Idee 2020 aufgrund fehlender Schlachtkapazitäten im Freistaat und wegen der Kapazitätsengpässe im Tönnies-Schlachthof Weißenfels (Sachsen-Anhalt), wo die meisten Tiere aus Sachsen zur Schlachtung kommen.
Seitdem werden jedoch immer weniger Tiere in Sachsen gemästet. Verzeichnete das Statistische Landesamt für 2021 noch mehr als 600.000 Schweine in 130 sächsischen Betrieben, waren es ein Jahr später nur noch knapp 500.000.
Die Fleischerinnung kämpft indes mit ihrem eigenen Abwärtstrend.
Aufgeben ist keine Option: Zusammenschluss von Verbänden?
Zählte die Innung nach eigenen Angaben Ende 2022 noch 180 Mitgliedsbetriebe, sank die Zahl bis Ende 2023 auf 159. Die höchste Betriebsdichte verzeichnet Dresden.
Aber die sinkenden Mitgliederzahlen schwächen die Finanzkraft des Verbands. Deshalb wird innerhalb der Innung schon laut über eine Fusion mit Bayern nachgedacht.
Dazu kommen Pläne für einen Zusammenschluss der Region Chemnitz mit der Fleischerinnung Stuttgart. Im April soll dazu eine Entscheidung im Aufsichtsrat fallen.
"Wir müssen überlegen, ob in dieser Situation ein neuer Schlachthof sinnvoll ist", sagt Landesinnungsmeisterin Nora Seitz (39).
Für sie ist klar: kein Schlachthof ohne staatliche Unterstützung. Das Landwirtschaftsministerium (SMEKUL) habe bereits die Machbarkeitsstudie gefördert, heißt es dazu auf TAG24-Anfrage aus Dresden.
Und: "Der Freistaat Sachsen kann schon aus wettbewerblichen Gründen keinen Schlachthof dauerhaft subventionieren." Einfach so aufzugeben ist für Nora Seitz jedoch keine Option. Sie kündigte weitere Gespräche an.
Im letzten Schlachtbetrieb wächst heute Cannabis
Heute sind die Schlachtkapazitäten in Sachsen mit unter 2000 Einheiten sehr gering.
Noch vor rund 30 Jahren verfügte der Freistaat über den größten Schlachthof Europas. 2003 machte der Betrieb der Löblein-Gruppe in Naunhof bei Ebersbach, nördlich von Dresden, Pleite.
2005 kaufte der Dresdner Nachtklubkönig und Multiunternehmer Wolfgang "Wolle" Förster (68) Immobilie und Areal (100.000 Quadratmeter).
Seit gut zwei Jahren werden dort statt Schweinen einst heilige Kühe "geschlachtet": Lange undenkbar, produziert die Firma Demecan nun medizinisches Cannabis für den deutschen Markt.
Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf, IMAGO/Kai Horstmann