So blicken die sächsischen Parteispitzen auf die Wahlergebnisse
Dresden - Ursachen, Gründe, Ausflüchte: Der Freistaat hat bei der Bundestagswahl am Sonntag zum zweiten Mal sein "blaues Wunder" erlebt. Zwischen Görlitz und Plauen sowie von Leipzig bis Marienberg hat die AfD beinah doppelt so stark gepunktet wie die CDU.
AfD
Die CDU sei in Sachsen wegen ihrer Koalition mit der SPD abgestraft worden, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Fraktion, Jan-Oliver Zwerg (60).
MP Michael Kretschmer (49, CDU) müsse überlegen, ob er "tatsächlich noch der Mann für die Spitze in Sachsen ist", meinte Parteichef Jörg Urban (60).

CDU
Die Ratlosigkeit in der CDU scheint groß.
Auf die Frage nach den Gründen für das Abschneiden sagte Generalsekretär Tom Unger (39): "Es ist, glaube ich, ein Zeugnis von drei Jahren Ampel-Regierung." Personellen Konsequenzen erteilte er eine Absage.

SPD
"Ein bitterer Abend, den wir noch lange nicht verkraftet haben", sagte Landes-Co-Chefin Kathrin Michel (61) und bedauerte, dass die Politik der Ampel hauptsächlich der SPD angelastet worden sei.
Sie befürchte, dass das starke Ergebnis der AfD die Minderheitsregierung in Sachsen noch mehr unter Druck setzen werde.

FDP
"Zielgruppen nicht erreicht!" FDP-Generalsekretär Philipp Hartewig (30) bewertete das Abschneiden seiner Partei als "extrem enttäuschend".
Insbesondere bei jungen Leuten habe die FDP nur wenige Stimmen geholt. Er selbst zieht nicht wieder in den Bundestag ein. Für den 12. April kündigte er einen Landesparteitag an.

Die Linke
Die Ursache für die unerwartete Rückkehr der Linken in die Erfolgsspur verdanke man einem "Ensemble von Effekten", so Landes-Co-Chefin Susanne Schaper (47).
Einen wesentlichen Beitrag habe Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek (36) beigesteuert.

Die Grünen
"Bereit für die Opposition." Die Grünen seien die einzige Ampel-Partei, die einigermaßen stabil geblieben sei, sagte Landes-Vorsitzende Marie Müser (27).
Veränderungen dagegen in Sachsen: Im Mai wird der Vorstand neu gewählt, Müser ist raus. Das stand aber bereits fest.

Bündnis Sahra Wagenknecht

Obwohl das BSW nicht in den Bundestag einzieht, bewertete der stellvertretende Landesvorsitzende Ronny Kupke (47) das Abschneiden als "sehr erfolgreich".
Im Hinblick auf den möglichen Rückzug von Sahra Wagenknecht sagte er, es gelte nun, "weitere Köpfe zu präsentieren".
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann