Sie sind Tüftler und Rennfahrer: Zwei Sachsen holen im Buggy den Europa-Titel!
Klipphausen - Ein "Auto von der Stange" kam für sie nie infrage: Philipp (38) und Franz Schmidt (32) sind in Sora (bei Meißen) aufgewachsen. In Papas Garage basteln sie seit Jahren an Rennmaschinen. Im Cockpit ihres selbstgebauten Buggys holten sie sogar einen europäischen Titel.
"Vorsicht vor dem Hunde" warnt an der weit geöffneten Hofeinfahrt der Schmidts. Philipp schlurft an diesem Morgen in Schlappen zum Garagentor, hinter dem einst Laster foliert worden.
Seit fünf Jahren tüfteln Franz und er darin am gemeinsamen Buggy. "Ein Jahr lang haben wir jeden Tag am Auto geschraubt. In irgendeiner Garage wird das ein Projekt der Unendlichkeit", sagt Philipp. Die Brüder wohnen mit ihren Familien und "dor Muddi" im Elternhaus nebenan.
"Wir sind schon immer in der Motocross-Spur", sagt Franz. Rennräder mit Beiwagen, Lada Niva oder Mercedes G-Klasse: "Die Ansprüche wurden immer höher - und die Reparaturkosten auch."
Philipp sagt: "Im Gekauften steckste einfach nicht drin." Beim "Auto von der Stange" wüssten Mechatroniker schnell, wo das Problem liegt. Doch er ist "nur" Werbetechniker, Franz gelernter Metallbauer. Für 300.000 Euro könne man sich "das Ding" fertig kaufen. "Aber das war nie der Plan."
"Racing Team Schmidt" gewinnt Rennserie
2019 begannen sie "das Ding" aufzubauen, 2020 die erste Feuertaufe. "Du fährst täglich zweimal durch ein Schlammloch, das so hoch wie dein Dach ist", sagt Pilot Franz. Aber das mache es aus, so sein Navigator Philipp: "Wir wollen täglich das Auto versenken."
Nach Corona-Zwangspause, Bewährungsproben im Erzgebirge und Fahrwerksanpassungen gewann das "Racing Team Schmidt" dieses Jahr die europäische "King of Ultra4"-Rennserie.
Ein Knochenjob. "Aktuell machen wir’s, weil wir Spaß dran haben - aber Familienurlaub gibt's keinen mehr", so Philipp. Ihre vier Mechaniker würden unbezahlten Urlaub nehmen, hinzu komme der Stress: Der Co-Pilot muss jeden Stein kennen, "sonst wird's doof in der Kurve".
Und ein teurer Spaß: Ihr Europameister kostete insgesamt wohl eine halbe Million, Startgebühren von 50.000 Euro, allein ein Reifen 400 Euro.
Zwei Dutzend Bekannte unterstützen sie bereits. Franz lacht: "Aber hey, wenn dann noch jemand Bock hat, nicht zu schlafen und knietief im eiskalten Schlamm zu stehen: Meldet euch!"
Titelfoto: Eric Münch