Sie kommen mit dem Zug: Neue Flüchtlingswelle überrollt Sachsen
Dresden - Sachsens Flüchtlingsunterkünfte platzen aus allen Nähten. Seit Juni kommen wieder mehr Menschen, vor allem aus Syrien und Afghanistan. Und zwar mit dem Zug.
Blaulichtkolonnen von Fahrzeugen der Bundespolizei brettern durch Dresden. Das ist in den letzten Wochen öfter zu beobachten gewesen.
"Dann können Sie mal auf Ihre DB-App schauen, dann kommt in den nächsten 30 Minuten sicher ein Zug aus Prag", so Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU).
Kamen in den letzten Jahren monatlich rund 500 Geflüchtete nach Sachsen, waren es im Juni 1000, im Juli bereits 1500. Für August schätzt die Staatsregierung 2000 Flüchtlinge. Schuster: "Die Zahlen galoppieren regelrecht". Nicht mitgezählt dabei sind Ukrainer.
Die Bahnstrecke Prag-Dresden-Berlin ist laut Schuster die bevorzugte Reiseroute. Aber in Dresden werden die Geflüchteten von der Bundespolizei aus den Zügen geholt.
Eine Wahl haben die Beamten nicht. Nur: Weiterverteilt werden die Menschen auch nicht.
Innenminister Armin Schuster: "Der Druck ist enorm"
Das Erstverteilsystem für Asylsuchende EASY ist de facto kollabiert. Zwölf Bundesländer sind bereits ausgestiegen, auch Sachsen. Aber wenn keiner mehr aufnimmt, bleiben die hier Ankommenden im Freistaat.
Folge: 80 Prozent der Erstaufnahmeeinrichtungen in Sachsen sind ausgelastet. Die Staatsregierung sucht bereits händeringend nach mehr Kapazitäten. Zeltlager und die Belegung von Hallen sei perspektivisch im Plan.
"Der Druck ist enorm", so Schuster. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52, SPD) empfahl er dringend, mit Tschechien und Polen zu prüfen, ob die EU-Außengrenze noch sicher ist, "wenn wir solche Zahlen haben".
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) forderte er auf, neue Rückführungsabkommen mit den Herkunftsländern abzuschließen.
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