Sexualisierte Gewalt an Schulen: Unternimmt Sachsen zu wenig?
Dresden - Statistisch sind in Sachsen ein bis zwei Kinder pro Schulklasse von sexualisierten Übergriffen betroffen. Doch selbst in den Städten gibt es zu wenige Hilfsangebote.
In Dresden beispielsweise mache die AWO-Fachstelle Shukura eine tolle Präventionsarbeit, sagt Bildungsreferentin Christiane Hentschker-Bringt (49) von der Landesarbeitsgemeinschaft "Sexualisierte Gewalt" (LAG SGPI). In Leipzig dagegen fehlen Präventionsangebote.
Und: Auf sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche spezialisierte Angebote, die auch mit dem Namen deutlich machen, dass sie zu dem Thema ansprechbar sind, fehlen fast überall. "In acht von zehn Landkreisen gibt es so etwas nicht", so die studierte Sozialarbeiterin.
Wie groß der Bedarf ist, zeigte der Fachtag am Donnerstag dieser Woche in Dresden. Die Veranstaltung war mit 120 Teilnehmenden ausgebucht, 60 weitere standen auf der Warteliste.
Das unterstreichen auch andere Zahlen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet 35 Straftatbestände sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. 2023 registrierte die Polizei 722 Fälle im Freistaat. Wie groß die Dunkelziffer ist, lässt sich nur schätzen.
Die LAG mit ihren zehn Mitgliedsorganisationen fordert deshalb sogenannte Kompetenzzentren, wie es sie in den Landkreisen Görlitz (Verein Trude) und Erzgebirge (Wir vor Ort) bereits gibt, also Anlaufstellen, die Präventions- und Interventionsangebote bündeln. "Die Politik muss endlich handeln", so Hentschker-Bringt.
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