Schulleiter-Mangel in Sachsen! Wieso ist der Job so unbeliebt?
Dresden - Der Schulleiter-Job ist für viele Lehrer in Sachsen offensichtlich keine erstrebenswerte berufliche Perspektive. Vor allem bei den Grundschulen fehlt die Entlastung, obwohl die Aufgaben wachsen.
Viele Schulen in Sachsen müssen weiter ohne einen regulären Schulleiter auskommen. Wie das Kultusministerium bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, waren Anfang Februar an den 1391 öffentlichen Schulen 72 Stellen von Schulleitern und 105 Stellvertreterposten vakant.
"Die Zahlen sind durch Nachbesetzungen, aber auch durch Ausscheiden aus dem Dienst immer im Fluss", sagte eine Ministeriumssprecherin. Trotz unbesetzter Stellen sei aber keine Schule ohne Leitung.
In solchen Fällen werde der stellvertretende Schulleiter oder eine andere Lehrkraft mit den Leitungsaufgaben beauftragt. Mit 45 Leiter- und 66 Stellvertreterstellen entfällt der größte Teil auf die 752 Grundschulen.
Die sächsische Chefin der Bildungsgewerkschaft GEW, Uschi Kruse, kann gut verstehen, weshalb nicht viele Lehrer Schulleiter werden wollen. Das sei mit Mehrbelastungen verbunden, eine Reduzierung der Stundenzahl vor den Schulklassen sei im Gegenzug kaum möglich.
Dazu seien die Lehrerkollektive meist zu klein. Zudem seien viele der Lehrer an den Grundschulen Frauen, die selbst noch Kinder hätten und zu Hause eingespannt seien.
Mit der Übernahme einer Schulleitung gehe eigentlich auch ein Wechsel der Schule einher, sagte die Gewerkschafterin. "Sie müssten sonst über ihre Kollegen urteilen, mit denen sie zuvor Freud und Leid geteilt haben. Das macht niemand gern."
Kruse zufolge sollte das Ministerium darüber nachdenken, wie die Aufgaben des Schulleiters an Grundschulen geteilt werden könnten. "Dazu gibt es Konzepte."
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