Schreckens-Bericht im Netz aufgetaucht: Wie sehr schaden die Corona-Proteste Sachsen?
Bad Schandau - Wenn der Corona-Protest die Touristen vertreibt: In den sozialen Medien sorgt ein Schreckens-Bericht über einen Urlaub in Bad Schandau für Aufsehen. Der Bürgermeister befürchtet einen Image-Schaden für die gesamte Region.
Auf der Internet-Plattform "Reddit" schildert ein Tourist seinen Besuch in Bad Schandau von Anfang Februar.
Fazit: "Die ganze Erfahrung war bizarr."
An den Geschäften würden Plakate gegen die Corona-Maßnahmen hängen, ein Faschingsumzug habe sich als Querdenker-Demo entpuppt.
"Wir hadern ob wir nochmal wieder kommen. Touristen fühlen sich unwohl, weil die Einwohner eines Touristenorts zu großen Teilen völlig abgedriftet sind."
Andere "Reddit"-Nutzer pflichten ihm bei: "Für uns dann definitiv ein Grund, nicht nochmal dorthin (oder momentan generell nach Sachsen) zu fahren", heißt es in den Antworten.
Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack (43, WV Tourismus) ist alarmiert: "Das sind unglückliche Zustände." Die negativen Meldungen könnten der ganzen Region schaden. Er selbst merke die angespannte Lage seit Corona, suche das Gespräch mit den Bürgern.
Doch das Schreckens-Szenario hält er für übertrieben: "Das wird größer gemacht, als es ist. Aber es hinterlässt verbrannte Erde."
Zahl der Ordnungswidrigkeitsverfahren haben sich seit Oktober 2020 verdoppelt
Auch Pirna macht mit Corona-Protesten von sich reden.
Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (68, parteilos) sieht das nicht als regionales Problem: "In den alten Bundesländern gibt es auch große Demonstrationen."
Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (45, CDU) verteidigt die Proteste: "Die Montagsspaziergänge laufen in Königstein still und friedlich ab. Die Teilnehmer sind Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte unserer Gesellschaft und distanzieren sich klar vom rechten Spektrum."
Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kontrolliert die Einhaltung der Corona-Maßnahmen mit zehn Teams, teilte das Landratsamt auf Anfrage mit.
Bei bisher 930 Kontrollen seien 184 Verstöße festgestellt worden, die meisten Gastronomen würden sich an die Regeln halten.
Am Amtsgericht Pirna hat sich die Zahl der Ordnungswidrigkeitsverfahren seit Oktober 2020 verdoppelt.
Titelfoto: Marko Förster