Schlimmer als Knallhart-Lockdown: Will Kretschmer ganze Gemeinden abriegeln lassen?

Dresden - Noch am Mittwochmorgen drohte Sachsens Ministerpräsident damit, seine Corona-Schutzverordnung zu verschärfen, nun könnte bereits alles ganz schnell gehen!

Michael Kretschmer (45, CDU), Ministerpräsident von Sachsen, spricht im Bundestag.
Michael Kretschmer (45, CDU), Ministerpräsident von Sachsen, spricht im Bundestag.  © dpa/Bernd von Jutrczenka

Nach einem Bild-Bericht gibt es in Regierungskreisen Überlegungen, besonders stark vom Coronavirus betroffene Gemeinden komplett abzuriegeln!

Die Zeitung schreibt, dass Zufahrtsstraßen zu ausgewählten Kommunen mit besonders hohen Inzidenzen (Fälle je 100.000 Einwohnern in sieben Tagen) in diesem Fall vollständig abgeriegelt werden sollen. Bewohner eines Ortes dürften diesen demnach nicht mehr verlassen und Touristen nicht mehr anreisen.

Polizisten errichten Sperren rund um die Gemeinde, wie es das beispielsweise zum Beginn der Pandemie im März dieses Jahres in Jessen und Schweinitz (beide Sachsen-Anhalt) gab.

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Weiterhin sei denkbar, eine Ausgangssperre anzuordnen, so Bild. Die Menschen dürften dann das Haus nur noch in einer vorgeschriebenen Zeitspanne und auf festgelegtem Weg zum Einkaufen verlassen.

Auch sei es möglich, dass einzelne Firmen ihre Arbeit vorübergehend komplett einstellen müssten.

Die derzeitige Lage in Sachsen

Teilweise liegen die Inzidenzen über einem Wert von 600 in Sachsen. Kein Bundesland ist momentan schlimmer betroffen!
Teilweise liegen die Inzidenzen über einem Wert von 600 in Sachsen. Kein Bundesland ist momentan schlimmer betroffen!  © TAG24 Grafik

Laut Bild-Bericht arbeite die sächsische Regierung bereits an einer Liste mit den Inzidenzen in den einzelnen Kommunen im Freistaat. Ab welchem Wert die heftige Maßnahme ergriffen werden könnte, wurde nicht bekannt gegeben.

Die komplette Abriegelung der jeweiligen Orte sei anschließend jedoch auch extrem kurzfristig möglich. So könnte es noch an diesem Wochenende losgehen und unter Umständen auch über Weihnachten andauern.

In diesem Fall würden auf die Betroffenen sehr einsame Feiertage warten.

Update, 16. Dezember, 22.18 Uhr: Sachsens Regierungssprecher äußert sich zu Berichten über Abriegelung von Corona-Gemeinden

Sachsens Regierungssprecher Ralph Schreiber sagte zu diesen Berichten auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend: "Die Situation ist angespannt, und viele Menschen machen sich große Sorgen. Es gibt aktuell keinen konkreten Beschluss für weitere Maßnahmen."

Die Staatsregierung habe nichts entschieden, was ad hoc gelte und was die Menschen überfordere. Der Krisenstab arbeite mit Hochdruck daran, das Infektionsgeschehen einzudämmen.

"Das beinhaltet natürlich auch Szenarien, welche Maßnahmen und Möglichkeiten es gibt, wenn es uns nicht gelingt, die Ausbreitung zu stoppen und die Zahlen weiter explodieren" sagte er, ohne konkret zu werden.

Update, 17. Dezember, 10.50: Michael Kretschmer stellt klar: Noch keine "ausgangsbeschränkenden Maßnahmen" beschlossen

Inzwischen meldete sich Sachsens Ministerpräsident persönlich zu Wort und versicherte, dass derzeit noch "keine ausgangsbeschränkenden Maßnahmen" beschlossen wurden.

"'Gemeinden abriegeln' klingt extrem hart und wäre extrem hart", sagte der Regierungschef. Deshalb ginge es erstmal um die Analyse der aktuellen Lage. Trotzdem steht die Frage nach einer erneuten Verschärfung der Corona-Regeln weiterhin im Raum.

"Die meisten begrüßen die aktuellen Verschärfungen. Viele, die jeden Tag um das Überleben von Corona-Patienten ringen, fragen aber auch sehr nachdenklich: Wird das reichen? Wird das die Pandemie stoppen?", erklärte Kretschmer.

Update, 17. Dezember, 13.24 Uhr: Kretschmer warnt vor Hysterie - Keine Abriegelung von Corona-Hotspots

In Sachsen steht eine Abriegelung von Orten mit hohen Corona-Infektionszahlen derzeit nicht zur Debatte. Das stellte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Donnerstag am Rande der Landtagssitzung noch einmal klar.

Man habe früher als andere entschieden, das Land wieder herunterzufahren und werde jetzt erst einmal die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen abwarten.

"Zehn bis vierzehn Tage braucht es, bevor man etwas ganz Konkretes sieht. Vorher ist mit keinen weiteren Einschränkungen zu rechnen", betonte der Regierungschef. Man sei hoffnungsvoll, das eine Stabilisierung der Zahlen mit den jetzigen Instrumenten gelinge. Zugleich warnte Kretschmer vor Hektik und Hysterie. Man brauche vielmehr ein ruhiges und überlegtes Handeln.

Titelfoto: Montage: TAG24 Grafik, dpa/Bernd von Jutrczenka

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