Schiff reist auf der Straße von See zu See: Ausgemusterte "Störmthal" verkehrt bald in der Lausitz

Markkleeberg/Boxberg - Jedes Ende ist ein neuer Anfang, heißt es im Volksmund. Nach der Sperrung der Kanuparkschleuse lag die "MS Störmthal" drei Jahre lang ungenutzt im Markkleeberger See an der Kette. Jetzt haben sich die Eigentümer schweren Herzens von ihrem Fahrgastschiff getrennt. Rund 200 Kilometer östlich startet die "Störmi" nun in ein neues Leben – als erster Ausflugsdampfer auf dem Bärwalder See.

Kurz nach 22 Uhr fuhr der Schwerlasttransport mit der "MS Störmthal" im Leipziger Neuseenland los.  © Lutz Brose

Sie war eines von drei Fahrgastschiffen, die zwischen Markkleeberger und Störmthaler See verkehrten. Bis zum "schwarzen Jahr" 2021, als an der Kanuparkschleuse die Böschungen ins Rutschen gerieten und die Behörden die Seenverbindung kappten.

Seither war die erst 2018 vom Stapel gelaufene "Störmthal" arbeitslos, lag ungenutzt am Pier.

"Es gibt leider keine Perspektive mehr für das Schiff – ob und wann der Kanal repariert wird, steht in den Sternen", sagt Reeder Stephan Mann (42) traurig. Durch die Sperrung seien rund 40 Prozent des Umsatzes weggebrochen.

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Schweren Herzens bot er die "Störmthal" zum Verkauf an. Und zwei Lausitzer Geschäftsleute schlugen zu: Patrick Schmidt (40), Bus-Unternehmer aus Hähnichen, und der Görlitzer Autohaus-Besitzer Bernd Budi (61) wollen sich ein zweites Standbein als Binnenschiffer auf Sachsens größtem See aufbauen.

"Wir sind zwar privat Wassersportler und haben den Sportbootführerschein, aber das hier ist für uns absolutes Neuland", sagte Schmidt.

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Am frühen Donnerstagmorgen erreichte das huckepack geladene Schiff nach rund siebenstündiger Fahrt die Boxberger Strandpromenade.  © Steffen Füssel
Hier hängen 65 Tonnen an zwei Kränen. Am frühen Nachmittag wurde die "Störmthal" in den Bärwalder See gehievt.  © Steffen Füssel

"Störmi" sticht schon bald in See

Zahlreiche Schaulustige verfolgten das Spektakel.  © Steffen Füssel

In der Nacht zu Donnerstag wurde das 65 Tonnen schwere Schiff nun per Schwerlasttransport mit Polizei-Eskorte vom Leipziger Neuseenland in die Oberlausitz bugsiert. Um 5.30 Uhr erreichte die imposante Fuhre die Boxberger Strandpromenade.

Nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten wurde der stählerne Koloss dann am frühen Nachmittag vor den Augen Dutzender Schaulustiger von zwei Mobilkränen vom Auflieger gehoben und zu Wasser gelassen.

Eine ziemlich stürmische Angelegenheit – an ihrem neuen Arbeitsort wurde "Störmi" gleich mit Böen von bis zu acht Windstärken begrüßt.

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"Letztlich ist alles gut gelaufen", freute sich Neu-Eigner Schmidt, nachdem sein neues Gefährt sicher den Hafen Klitten erreicht hatte. Mit seinem Kompagnon Budi muss er nun noch mal die Schulbank drücken und das "Kapitänspatent" für Personenschifffahrt machen.

Am 25. Oktober soll Schiffstaufe sein – aus "MS Störmthal" wird dann die "MS Bärwalder Seelust". Und die soll ab März den Linienbetrieb aufnehmen – fünfmal am Tag Klitten-Uhyst-Boxberg-Klitten.

Überführung gelungen: Die neuen Eigner Patrick Schmidt (40, l.) und Bernd Budi (61) freuen sich auf ihre Karriere als Binnenschiffer.  © Bildmontage: Steffen Füssel

Das Kanal-Desaster der Kanuparkschleuse

Seit März 2021 gekappt: der Kanal zwischen Störmthaler und Markkleeberger See (im Foto oben) mit der Kanuparkschleuse.  © Jan Woitas/dpa

Sie galt als gewässertouristisches Schlüsselprojekt im Leipziger Neuseenland – die Kanuparkschleuse mit dem 850 Meter langen Kanal, der Markkleeberger und Störmthaler See verbindet. Der Bau kostete 5,2 Millionen Euro, finanziert vom Freistaat und dem Bergbausanierer LMBV.

Doch schon neun Jahre nach der Fertigstellung 2012 musste die Seenverbindung quasi über Nacht gekappt werden. Die Böschung des Kanals war an mehreren Stellen ins Rutschen geraten, die Standsicherheit des Schleusenbauwerkes nicht mehr gewährleistet.

Ursache war ein geradezu hanebüchener Planungs- und Baupfusch, wie ein Gutachten 2023 offenlegte. Schon das Baugrundgutachten von 2004 sei unbrauchbar gewesen, urteilten die Experten.

Beim Bau der Schleuse seien Filterschichten vergessen worden, die Böschung habe eine steilere Neigung als geplant und statt eines mineralischen Filters sei ein ungeeignetes Geotextil beim Bau verwendet worden, hieß es weiter.

Seither ist die Seenverbindung durch riesige Spundwandriegel gekappt.

Ob der Kanal überhaupt reparabel ist, soll eine Machbarkeitsuntersuchung klären, die von der LMBV vor wenigen Wochen in Auftrag gegeben wurde. Mit einem Ergebnis ist nicht vor 2026 zu rechnen.

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