Feuerwehrmann aus Sachsen im Ukraine-Krieg verletzt: Heckenschützen identifiziert und angeklagt!
Kiew/Borna - Eine sächsische Heldengeschichte wird zum Justiz-Novum: Der Generalbundesanwalt klagt erstmals fünf identifizierte russische Soldaten wegen Kriegsverbrechen an. Als Nebenkläger wird ein Feuerwehrmann aus Sachsen auftreten. Der Körper des Mannes ist noch heute von den allerersten Kriegstagen in der Ukraine gezeichnet.
In der Nacht des 24. Februar 2022 - der Tag, an dem Russland in die Ukraine einmarschierte - stieg Steve Meiling (44) ins Auto.
Der Feuerwehrmann aus Borna machte sich auf den knapp 1500 Kilometer langen Weg gen Kiew, um seine Ehefrau Anna (damals 32) und deren Sohn (damals 13) aus ihrer attackierten Heimat zu retten.
Doch Kiew sollte er nie erreichen: Rund 30 Kilometer vorm Ziel wurde sein Auto von Kugeln zersiebt.
Denn in der Ortschaft Hostomel hatte sich eine Einheit der Russengarde OMON verschanzt. Die Männer belagerten Durchfahrtsstraßen, schossen wahllos auf Zivilisten.
Fünf starben, acht weitere wurden schwer verletzt. So auch Meiling. Der Sachse schleppte sich blutüberströmt in ein Dorf. Von dort brachte man ihn ins Krankenhaus, wo ihm ein Splitter aus dem Kopf entfernt wurde.
Von russischen Soldaten verwundeter Sachse tritt als Nebenkläger auf
Auf der Flucht vor den anrückenden Russen traf er auf Frau und Sohn, sie flohen gemeinsam gen polnischer Grenze. Heute lebt die Familie in Borna. Es sollen sich noch immer rund 300 Splitter in Meilings von starken Kopfschmerzen geplagtem Körper befinden.
Nun tritt der Sachse als Nebenkläger im ersten personenbezogenen Kriegsverbrechen-Verfahren in Deutschland auf.
Laut Recherchen des NDR konnten fünf russische Soldaten als Tatverdächtige identifiziert werden. Auch durch sichergestellte Aufnahmen aus Überwachungskameras.
Zum konkreten Verfahren äußerte sich das Bundesjustizministerium demnach allerdings nicht.
Seit 2022 sammelt der Generalbundesanwalt Beweise und Indizien für mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Mehr als 600 Hinweise darauf hätten die Ermittler bislang erhalten.
Meilings Anwalt Gabor Subai kritisiert gegenüber NDR, dass deutsche Behörden noch keine Haftbefehle für die möglichen Kriegsverbrecher erlassen hätten. Meiling selbst will sich auch an entsprechenden Prozessen in der Ukraine beteiligen - "dabei geht es ja nicht nur um mich".
Titelfoto: Ukrainische Behörden/NDR, Freiwillige Feuerwehr Borna