Sächsischer Energieriese mahnt Netzausbau an
Dresden/Chemnitz - Bei einer Umfrage des Energieversorgers enviaM haben Ostdeutsche vielen Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung gute Noten ausgestellt. Kritik gibt's trotzdem. Auch von enviaM.
Es fehle ein klares Netzausbauziel, sagte enviaM-Vorsitzender Stephan Lowis (54) bei der Vorstellung der Umfrage am Hauptsitz des Energieriesen (Umsatz: 2,5 Milliarden Euro) in Chemnitz.
"Das ist genauso, als würden Sie die Bahn beauftragen: Baut mal Züge, und dann stehen 30 Züge am Bahnsteig und können nicht losfahren, weil es gibt nur ein Gleis."
Heißt im Klartext: Die Gegend mit Solaranlagen zuzupflastern, die dann nicht angeschlossen werden können, aber Geld kosten, bringt gar nichts!
Im Netzgebiet der enviaM - bei Strom ist das im Freistaat im Wesentlichen Mittel- und Südwestsachsen - müssten circa 1500 Kilometer an Leitungen gebaut werden, um die Ausbauziele zu erreichen, sagte Lowis.
Bis 2030 sollen nach dem Willen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren gewonnen werden. Aktuell sind es laut Lowis etwa 47 Prozent.
Verbraucher schauen bei der Energiewende vor allem auf die Preise
Bei der Energiewende schaut der Verbraucher in Ostdeutschland vor allem auf die Preise.
Laut den Umfrageergebnissen ist für 40 Prozent der Befragten (Jüngere Generation: 32 Prozent) das wichtigste Thema die Bezahlbarkeit. Dennoch würde rund ein Drittel mehr für Klimaschutz und Energiewende ausgeben.
Auch wenn die Verkürzung der Genehmigungsverfahren, die Förderung von Wasserstoff oder der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren 70 Prozent der Ostdeutschen gut finden, waren zwei Drittel mit der gesamten Energie- und Klimapolitik unzufrieden.
Ein Widerspruch, der für Stephan Lowis in der fehlenden Transparenz begründet liegt.
"Wir dürfen nicht nur ambitionierte Klimaziele verkünden. Wir müssen auch erklären, wie wir dahin kommen."
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