Streit ums Totholz im Nationalpark: Gutachter rät zur Waldbrand-Erziehung à la DDR
Dresden/Bad Schandau - Die Bürgerinitiative Naturpark Sächsische Schweiz und die Verwaltung des Nationalparks sitzen gemeinsam an einem Tisch. Am Montag fand ein erstes konstruktives Treffen statt. Zum Thema Waldbrandschutz und Totholz als mutmaßlichen Treiber legte Umweltminister Wolfram Günther (49, Grüne) am gestrigen Dienstag ein Gutachten vor.
Knapp zwei Stunden Zeit nahmen sich die Vertreter der Bürgerinitiative und der Verwaltung, um Konfliktfelder abzustecken und Gestaltungsspielräume auszuloten.
"Ein besonderer Schwerpunkt der Gespräche bildete der Waldbrandschutz für Gemeinden und Häuser in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark", teilte der Nationalpark danach mit.
An dieser Stelle übt die Bürgerinitiative massiv Kritik. Das "Fichten-Mikado", das gegenwärtig massenhaft im Elbsandsteingebirge anzutreffen ist, nachdem der Borkenkäfer dort gewütet hat, stellt ihrer Meinung nach eine lebensbedrohliche Gefahr dar.
Es steigert das Risiko von Waldbränden, erschwert im Ernstfall Rettungs- und Löschmaßnahmen.
Feuer in Sächsischer Schweiz: Totholz habe nicht als Brandbeschleuniger gewirkt
Totholz hat beim Feuer im Nationalpark Sächsische Schweiz im August 2022 nicht als Brandbeschleuniger gewirkt: So lautet das Fazit eines Gutachtens, das Umwelt- und Forstminister Wolfram Günther am Dienstag vorlegte.
Demnach trug lediglich das herumliegende Reisig dazu bei, dass die Bodenfeuer länger anhielten.
Günther stellt klar: "Für die Waldbrandbekämpfung im Nationalpark gibt es keine Restriktionen."
Zum Zeitpunkt des Brandes waren alle ausgewiesenen Rettungswege für Feuerwehr und Rettungskräfte zugänglich gewesen. Lediglich im Gebiet Großer Zschand war planmäßig ein Weg gesperrt. Für ihn gab es aber eine Alternative.
Der Minister: "Zusammenfassend stellt das Gutachten fest, dass sich unter gleichen Bedingungen Brandverläufe im Nationalpark und in bewirtschafteten Wäldern nur wenig unterscheiden würden."
"Kein Hektar Wald ist es wert, Feuerwehrleute in Lebensgefahr zu bringen"
Das Gutachten stammt aus der Feder von Michael Müller (61), Professor für Waldschutz an der TU Dresden.
Er empfiehlt, die Waldbrand-Erziehung aus DDR-Zeiten wiederzubeleben. Vom "Ausfegen" des Waldes rät er ab.
Stattdessen sollen gefährdende und gefährdete Objekte identifiziert und beseitigt/geschützt werden.
Müller: "Wir müssen lernen, wo wir nicht löschen können. Kein Hektar Wald ist es wert, Feuerwehrleute in Lebensgefahr zu bringen."
Titelfoto: Bildmontage: B&S/Bernd März & Thomas Türpe