Nach Inferno: Aus für den Nationalpark Sächsische Schweiz?
Hohnstein/Dresden - Eine neue Initiative aus der Sächsischen Schweiz will den Nationalpark in einen Naturpark umwandeln. Dann könnten Waldarbeiter Borkenkäferbäume fällen und Totholz wegräumen. Das Umweltministerium hingegen hält am Nationalpark fest – und will das Brandgebiet nicht aufforsten.
"Wir wollen einen aktiven Waldumbau", sagt Daniel Brade (41), Bürgermeister von Hohnstein. Die Stadt grenzt an den Nationalpark.
"50 Meter von Hohnstein entfernt steht ein toter Fichtenwald. Das ist natürlich eine Brandgefahr."
Brade gehört zu einer neuen Initiative, die fordert, dass der Nationalpark zum Naturpark wird.
Der Unterschied: Im Nationalpark soll die Natur ihren freien Lauf nehmen, im Naturpark gehören menschliche Eingriffe und Tourismus zum Konzept.
Nach dem Waldbrand in der Hinteren Sächsischen Schweiz trafen sich rund 50 Bürger zur Lagebesprechung auf der Burg Hohnstein, daraus entstand die Initiative.
Sie fordert unter anderem: Totholz und kaputte Fichten beseitigen, Mischwald anpflanzen, Abstand zwischen Wald und Siedlungen schaffen.
Umweltministerium bisher gegen den Vorschlag
Außerdem wollen die Beteiligten mehr Wanderwege für Touristen.
"Es gibt schützenswerte Regionen, das ist klar", sagt Daniel Brade. "Aber dadurch, dass immer weniger Wege begehbar sind, konzentriert sich der Besucherverkehr auf einige bestimmte Stellen."
Der Stadtrat von Hohnstein hat sich schon vor dem Brand, im September vergangenen Jahres, für die Umwandlung in den Naturpark ausgesprochen. Der Bürgermeister und seine Mitstreiter wollen jetzt eine große Diskussions-Runde einberufen, um auch die anderen Gemeinden für ihr Anliegen zu gewinnen.
Das Umweltministerium lehnt den Vorschlag ab: "Der Nationalpark-Status steht nicht zur Debatte", sagt Staatssekretärin Gisela Reetz (52).
Das Umweltministerium will laut Reetz den Brand auswerten und dabei auch beurteilen, welche Rolle das Totholz gespielt hat. Für die Brand-Fläche gilt: "Es ist nicht beabsichtigt, wieder aufzuforsten."
Millionenschwere Hilfspakete für die Sächsische Schweiz
Nach dem Waldbrand in der Sächsischen Schweiz sollen rund 30 Millionen Euro in die Brandbekämpfung fließen. Für die gebeutelten Hotels und Gaststätten stehen seit Dienstag rund zwei Millionen Euro bereit.
"Die klassische Feuerwehr ist nicht auf lang anhaltende Waldbrände vorbereitet", sagte Innenminister Armin Schuster (61, CDU), als er am gestrigen Dienstag die Pläne präsentierte.
Er will rund 30 Millionen Euro im Haushalt veranschlagen, um etwa geländegängige Quads, mobile Tankstationen für Hubschrauber und Wärmebildkameras zu kaufen.
Die Einsatzkosten für die Sächsische Schweiz schätzt der Innenminister auf 10 bis 11 Millionen Euro, er kündigte finanzielle Hilfe für die Gemeinden vom Freistaat an.
Das Tourismus-Ministerium hat am gestrigen Dienstag Hilfen für die Hotels und Gaststätten versprochen. Bis zu 5000 Euro für den Monat August sind vorgesehen, in Bad Schandau und Sebnitz bis zu 10.000 Euro. Anträge sollen in den kommenden Wochen ermöglicht werden.
Trotz Inferno Platz 1 im Osten: Sächsische Schweiz Top-Reiseziel!
Die Sächsische Schweiz ist der beliebteste Nationalpark im Osten. Das ergab eine Online-Umfrage der Deutschen Zentrale für Tourismus, bei der deutschlandweit 15.000 Personen abgestimmt haben.
In der Kategorie "Nationalparks" erreichte der Touristenmagnet im Elbsandsteingebirge den dritten Platz – bester Rang unter allen ostdeutschen Naturparks.
Tino Richter (50), Geschäftsführer des örtlichen Tourismusverbandes, ist nach den Waldbränden hocherfreut über die Nachricht: "So eine Auszeichnung tut besonders in Tagen wie diesen gut."
Die Gastwirte hoffen nun, dass sich im Herbst wieder mehr Touristen für die Region begeistern.
Titelfoto: Mike Jäger